Ergebnisse der ersten Förderrunde zur Förderung redaktioneller Tätigkeiten

Wir freuen uns heute mitteilen zu können, dass zwei Zeitschriften in der Ausschreibung der AG Openness über die Förderung redaktioneller Tätigkeiten für Open Access-Zeitschriften erfolgreich waren. Das German Journal of Paramedic Science und die Zeitschrift für angewandte Kunststofftechnik werden eine Förderung in Höhe von jeweils € 9.450 für verschiedene redaktionelle Tätigkeiten erhalten.


Die Bewerber um diese Förderung mussten folgende Kriterien erfüllen, um die Förderung zu erhalten:

  1. Die Zeitschrift wird neu gegründet oder wechselt aus einem zugangsbeschränkten (closed access-)Modell in den Open Access.
  2. Eine Universitäts- bzw. Hochschulbibliothek ist eingebunden.
  3. Open Journal Systems (OJS) am Hochschulbibliothekszentrum des Landes Nordrhein-Westfalen (hbz) wird als Plattform für die Zeitschrift genutzt.
  4. Ein Verfahren zur Qualitätssicherung durch Peer-Review-Prozesse ist oder wird etabliert.
  5. Eine der herausgebenden Institutionen muss ihren Sitz in Nordrhein-Westfalen haben.
  6. Eine klare Verpflichtung zur regelmäßigen Veröffentlichung von Inhalten besteht.
  7. Ein transparenter Prozess für die redaktionelle Arbeit und die Veröffentlichung von Beiträgen ist vorhanden.
  8. Die Absicht, in renommierten wissenschaftlichen Datenbanken wie Scopus oder Web of Science indexiert zu werden, besteht.
  9. Die Aufnahme in mehrere wichtige Datenbanken oder Verzeichnisse wie bzw. DOAJ/ROAD/Sherpa-Romeo ist geplant.
  10. Creative Commons-Lizenzen stellen sicher, dass die veröffentlichten Inhalte frei zugänglich und nutzbar sind.
  11. International standardisierte Identifikationsnummern für Zeitschriften und einzelne Artikel (ISSN) werden vergeben.
  12. Digital Object Identifiers (DOI) oder andere Persistent Identifiers (PID) werden vergeben.
  13. Hochwertige Metadaten, um die Auffindbarkeit und Nachvollziehbarkeit der veröffentlichten Forschungsergebnisse zu gewährleisten, werden bereitgestellt.
  14. Ein klares Konzept für Langzeitverfügbarkeit und Archivierung der veröffentlichten Inhalte liegt vor.

Sowohl das German Journal of Paramedic Science als auch die Zeitschrift für angewandte Kunststofftechnik sind Neugründungen und entsprechen den meisten dieser hohen Standards. Sie leisten damit einen bedeutenden Beitrag zur Förderung von Offenheit und Transparenz in der Wissenschaft.

Sie können die beiden Zeitschriften über die folgenden Links erreichen:
German Journal of Paramedic Science
Zeitschrift für angewandte Kunststofftechnik

Wir gratulieren den Teams hinter beiden Zeitschriften. Die Redaktionen und die lokalen Bibliotheken an den Hochschulen in Bielefeld und Münster arbeiten eng mit dem Hochschulbibliothekszentrum in Köln zusammen, um die Zeitschriften zu einem Erfolgsmodell werden zu lassen.

OA-Community oder OA-Communities?

Dieser Blogpost widmet sich dem Artikel „“Alte Traditionen“: zur Rolle von scholar-led publishing und Open Access in den Geistes- und Sozialwissenschaften“ von Tobias Steiner (2023). Der Autor ist Teil des Radical Open Access Collective und Mitwirkender des scholar-led.network-Manifests. Der Artikel bietet eine interessante Perspektive aus dem Ausland, die durchaus auf die Open Access-Landschaft in Deutschland übertragbar ist.

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Neu im Wiki: Sammlung von Open Access und Open Science Policies

Unter „Materialien und Tools“ ist im Wiki der Landesinitiative openaccess.nrw jetzt auch eine Sammlung von Open Access und Open Science Policies zu finden. Interessierte können sich dort über die aktuell bestehenden Policies an den 42 DH.NRW Hochschulen sowie deutschen Forschungseinrichtungen informieren. Zusätzlich bietet die Seite Informationsmaterial für Kunst- und Musikhochschulen an. Die Sammlung zu Open Access und Open Science Policies im wiki.openaccess.nrw erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Aktualisierungsinformationen für die Wiki-Liste können gerne über die E-Mail-Adresse der Landesinitiative, info@openaccess.nrw, eingebracht werden.

OpenAlex im Einsatz – Was kann die neue Quelldatenbank?

Die Landesinitiative openaccess.nrw hat für die erste thematische Sprechstunde des Jahres 2024 Dr. Sarah Kritzler, Data Scientist an der Universitätsbibliothek Duisburg-Essen, eingeladen, um die Teilnehmer:innen mit der offenen und nicht-kommerziellen Publikations- und Zitationsdatenbank OpenAlex vertraut zu machen. Der wissenschaftliche Katalog hat zuletzt die Nutzung des Web of Science an der Sorbonne Université (Paris) abgelöst und dadurch im Jahr 2023 (mediale) Aufmerksamkeit erlangt. Auch der Open Access Monitor (OAM) hat die Datenbank Anfang des Jahres 2024 neu eingebunden. OpenAlex wurde von der Non-Profit-Organisation OurResearch entwickelt, die bereits hinter der Entwicklung von Unpaywall stehen. Im Rahmen der thematischen Sprechstunde wurde OpenAlex als Tool für bibliometrische Analysen präsentiert und diskutiert. Dieser Blogbeitrag stellt die wichtigsten Funktionen der erst 2022 auf dem Markt erschienenen Datenbank vor und beleuchtet Gründe für die Nutzung von OpenAlex sowie mögliche Grenzen. Zudem wird ein Anwendungsbeispiel für die praktische Arbeit mit dem Dienst gegeben.

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Publikationsreports 2023 versandt – Einblicke und erste Einschätzungen zur OA-Transformation in NRW

In der thematischen Sprechstunde vom 07. Dezember wurden die Ergebnisse der Publikationsreports vorgestellt und mit den Teilnehmenden diskutiert. Für die Erstellung der Berichte ist der Programmbereich 3 Monitoring zuständig. Mit der Aufbereitung der Daten zu Publikationsvolumina und -kosten geht dieser Projektteil konkret auf die Servicebedarfe der nordrhein-westfälischen Hochschulen ein, die im Vorprojekt („openaccess.nrw“) der Landesinitiative geäußert und festgestellt wurden (Ilg et al. 2022).

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Das ResearchGate-Verfahren

Mitte  September diesen Jahres wurden die in Deutschland und den USA seit mehreren Jahren andauernden gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen ResearchGate und verschiedenen Verlagen durch einen Vergleich erledigt .[1] Was war Gegenstand und Ergebnis des Verfahrens und welche Schlüsse können daraus gezogen werden?

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Finanzielle Unterstützung für redaktionelle Tätigkeiten bei der Herausgabe einer Open-Access-Zeitschrift: Ausschreibung von Fördermitteln

Zur Ausübung redaktioneller Tätigkeiten stellt die Landesinitiative openaccess.nrw Mittel zur Verfügung. Für diese können sich Herausgeber:innen von Zeitschriften bewerben, deren Journal von der lokalen Bibliothek betreut und auf der vom hbz gehosteten OJS-Plattform verwaltet wird. Es kann sich um eine Neugründung oder eine in den Open Access überführte Zeitschrift handeln, die auf das System der Landesinitiative migriert.

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Ergebnisbericht des Workshops Open Access Publizieren durch wissenschaftliche Einrichtungen

Am 4. Juli 2023 führte Open-Access-Büro Berlin zusammen mit der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) den Workshop „Open Access Publizieren durch wissenschaftliche Einrichtungen“ durch, um die Open-Research-Strategie Berlin 2030 möglichst gut an die Anforderungen und Bedarfe der Berliner Wissenschafts- und Kulturerbeeinrichtungen anzupassen. Dabei stand das Thema wissenschaftsgeleitetes Open Access Publizieren im Vordergrund.

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Preprints und Open Peer Review

Unter „Preprints“ versteht man gemeinhin die Vorveröffentlichung wissenschaftlicher Ergebnisse.  Es handelt sich dabei oft um das schon bei einer Zeitschrift eingereichte, unbegutachtete Manuskript. Dieses kann in Form eines elektronischen Dokuments vorliegen, welches per E-Mail an interessierte Leser:innen gesendet, oder auf einen Preprint-Server geladen wird, der der Öffentlichkeit frei zugänglich ist.

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Mirror Journals

Im Repositorium des FZ Jülich wurde kürzlich von Kolleg:innen aus den Bibliotheken des FZ Jülich, der Charité, der TU Berlin und der TU Braunschweig eine Liste von Mirror Journals veröffentlicht1,2. Diese Veröffentlichung möchten wir zum Anlass nehmen, über das Thema zu informieren und unsere eigene Einschätzung dazu abzugeben.


Was sind Mirror Journals?

Das DOAJ definiert Mirror Journals folgendermaßen3:

„A mirror journal is a fully open access version of an existing subscription journal, with the same aims and scope, peer review processes and policies and an editorial board with at least 50% of the same members. The journal may have a similar name as the subscription title, but it must have a different ISSN. DOAJ will currently accept mirror journals if they meet the usual basic criteria for inclusion.“

Die Autor:innen der o.g. Liste legten darauf aufbauend vier Kriterien für Mirror Journals fest2:

  • Das Herausgebergremium des Mirror Journals ist zu mindestens 50% identisch mit dem der entsprechenden Subskriptionszeitschrift
  • Das Mirror Journal trägt einen ähnlichen Namen wie die Subskriptionszeitschrift
  • Das Mirror Journal wird vom Verlag als solches deklariert (oder mit einem ähnlichen Begriff)
  • Ziele und Ausrichtung des Mirror Journals sind identisch mit denen der Subskriptionszeitschrift

Bereits 2014 gründete die American Mathematical Society die ersten Mirror Journals. Für die beiden Zeitschriften Proceedings of the American Mathematical Society und Transactions of the American Mathematical Society wurde jeweils ein Gold-Open-Access-Partner mit dem Zusatz „series B“ eingeführt4,5. 2018 nahm auch Elsevier Mirror Journals in sein Portfolio mit auf. Es wurden 42 Zeitschriften in verschiedenen Fachbereichen gegründet, die größtenteils durch ein X am Ende des Namens gekennzeichnet sind und über eine eigene ISSN sowie eigene Zitationsmetriken verfügen6. Das Journal of Structural Biology erhielt so zum Beispiel den Open-Access-Partner Journal of Structural Biology X7. Autor:innen können ihren Beitrag bei einer der beiden Zeitschriften einreichen und alle Artikel durchlaufen denselben Begutachtungsprozess. Bereits bei der Einreichung oder auch zu einem späteren Zeitpunkt bis kurz vor der Annahme des Artikels kann entschieden werden, ob ein Open-Access-Artikel im Mirror Journal oder ein Closed-Access-Artikel in der Subskriptionszeitschrift veröffentlicht werden soll6.

Nach eigener Aussage wurden Mirror Journals von Elsevier gegründet, um sowohl die Bedürfnisse der Forschenden als auch die Anforderungen der Forschungsförderer abzudecken6. Letztere bestehen häufig auf eine Veröffentlichung der Forschungsergebnisse in Gold-Open-Access-Zeitschriften (s. z. B. H2020-Programm der Europäischen Kommission8). Mit den Mirror Journals soll Autor:innen die Möglichkeit gegeben werden, beim Publizieren auf etablierte Marken, Reputation und Redaktionsprozesse zuzugreifen und gleichzeitig den Anforderungen der Förderer zu entsprechen. 


Wie werden Mirror Journals eingeschätzt?

Die DFG schließt Mirror Journals in ihrem Programm „Open-Access-Publikationskosten von der Förderung aus9.

Auch die cOAlition S sieht Mirror Journals kritisch. Gemäß den Prinzipen von Plan S werden sie als hybride Zeitschriften betrachtet, da mit diesem Geschäftsmodell sowohl der lesende Zugriff auf die Subskriptionszeitschrift als auch die Open-Access-Veröffentlichung im Mirror Journal finanziert werden muss10. Bei Mirror Journals handle es sich also letzten Endes um eine andere Form des Double Dippings11

Die Landesinitiative teilt diese Einschätzung. Für Verlage bieten Mirror Journals ein attraktives Geschäftsmodell: Durch den Bezug zu bekannten, gut-etablierten Subskriptionszeitschriften wird die Gründung von Gold-Open-Access-Journals erleichtert und die mögliche Zielgruppe direkt angesprochen. So können Verlage die Förderung der Artikel durch öffentliche Geldgeber ermöglichen, ohne auf Einnahmen für Subskriptionszeitschriften verzichten zu müssen. Eine tatsächliche Open-Access-Transformation bleibt hingegen aus, solange die Subskriptionszeitschrift neben dem Mirror Journal weiterbetrieben wird.

Wir empfehlen daher, die eigenen Förderkriterien des Publikationsfonds entsprechend zu prüfen und zu entscheiden, ob Artikel aus Mirror Journals weiter gefördert werden sollen. Die Titelliste1 der Kolleg:innen des FZ Jülich, der Charité, der TU Berlin und der TU Braunschweig bietet dafür eine zuverlässige Grundlage.

[1] Barbers, Irene; Delasalle, Jenny; Elsner, Carsten; Voigt, Michaela; Stanzel, Franziska; Maly, Katja; Schmiedicke, Heidi; Lindstrot, Barbara, 2022, „Open Access Monitor: Mirror Journals“, https://doi.org/10.26165/JUELICH-DATA/JRBK07, Jülich DATA, V1

[2] Voigt, Michaela. “Spieglein, Spieglein an der Wand… Mirror Journals gezielt erkennen” Blog Der DINI AGs FIS & EPUB, 2022. https://doi.org/10.57689/dini-blog.20220815

[3] https://doaj.org/apply/guide/

[4] https://www.ams.org/publications/journals/journalsframework/bproc

[5] https://www.ams.org/publications/journals/journalsframework/btran

[6] Harrison, Peter (2019). What are mirror journals, and can they offer a new world of open access? https://www.elsevier.com/connect/what-are-mirror-journals-and-can-they-offer-a-new-world-of-open-access

[7] https://www.journals.elsevier.com/journal-of-structural-biology-x

[8] Article 29.2 of the Model Grant Agreement: https://ec.europa.eu/research/participants/data/ref/h2020/grants_manual/amga/h2020-amga_en.pdf#page=245

[9] https://www.dfg.de/foerderung/faq/oa_publikationskosten_faq/index.html#anker103780748 (s. “Welche Verwendungszwecke sind definitiv nicht möglich?“)

[10] https://www.coalition-s.org/addendum-to-the-coalition-s-guidance-on-the-implementation-of-plan-s/principles-and-implementation/ (Part III 1.2)

[11] Matthews, Davis (2019). Warning on ‚Mirror Journals‘. https://www.insidehighered.com/news/2019/01/24/european-commission-envoy-warns-about-mirror-journals-way-around-open-access