In der thematischen Sprechstunde vom 07. Dezember wurden die Ergebnisse der Publikationsreports vorgestellt und mit den Teilnehmenden diskutiert. Für die Erstellung der Berichte ist der Programmbereich 3 Monitoring zuständig. Mit der Aufbereitung der Daten zu Publikationsvolumina und -kosten geht dieser Projektteil konkret auf die Servicebedarfe der nordrhein-westfälischen Hochschulen ein, die im Vorprojekt („openaccess.nrw“) der Landesinitiative geäußert und festgestellt wurden (Ilg et al. 2022).
Beim Publikations-Monitoring handelt es sich um die „Analysen von Publikationen, Publikationslisten und -datenbanken sowie der allgemeinen Publikationslandschaft“ (Schmeja & Tullney 2020, S. 203). Durch die Erfassung von bestimmten Kennzahlen können die Situationen in den Hochschulen vor Ort und aktuelle Trends abgebildet werden, die wiederum Grundlage für strategische Entscheidungen in Bezug auf den Abschluss von Transformationsverträgen, die Schaffung von Publikationsfonds und die Festsetzung von Förderkriterien sein können. Das Monitoring-Instrument der Universitätsbibliothek Bielefeld bildet Daten zur derzeitigen Lage der Open-Access-Transformation in NRW ab. Die Publikationsreports wurden erstmalig im Oktober 2023 in einer ersten Version sowie in einer überarbeiteten Version im November 2023 an die 42 Mitgliedshochschulen der DH.NRW (15 Universitäten, 9 Unikliniken, 27 Fach-, Kunst-, und Musikhochschulen) und an das Ministerium für Kultur und Wissenschaft in NRW (MKW) versandt.
Hintergrundinformationen zu den Reports:
Die Datenquelle für die Berichte bildet der Open Access Monitor, ein BMBF-gefördertes Tool, das die Metadaten der veröffentlichten Zeitschriftenartikel von deutschen Wissenschaftsstandorten sammelt. In die Analyse konnten nur Zeitschriften einbezogen werden, die im Web of Science indexiert sind. Es gibt zwei verschiedene Untersuchungszeiträume: Zur Ermittlung einer landesweiten Sicht wurden Artikel aus den Jahren 2013–2022 analysiert. Um einen Überblick zu dem Output an den Hochschulen zu erhalten, wurde der Zeitraum 2019–2022 ausgewählt. Die Reports sind für alle Standorte gleich aufgebaut: 1. Einleitung, 2. Methodik, 3. Landesweite Sicht, 4. Hochschulsicht. In Bezug auf Kapitel 1–3 sind die Berichte identisch. Jede Einrichtung hat jedoch das auf ihr Publikationsaufkommen individuell zugeschnittenes Analysekapitel 4 erhalten.
Das Gesamtfazit aus dem landesweiten Publikationsreport:
Die erhobenen und verarbeiteten Daten zeigen, dass in den vergangenen zehn Jahren in NRW vermehrt Artikel im Open Access publiziert wurden, insbesondere im Gold- und Hybrid-Bereich. Durch die Analyse des Gesamtzeitraums 2013–2022 lässt sich ein Zusammenhang zu den DEAL-Verträgen herstellen, während die Zunahme von Gold-OA-Artikeln insbesondere auf den Markterfolg von zwei neuen und reinen OA-Verlagen zurückzuführen ist. Die Daten zeigen darüber hinaus, dass die OA-Facetten Grün, Diamond und Bronze eine eher untergeordnete Rolle spielen.
Abbildung 1: Publikationen von DH.NRW-Universitäten (2013–2022)
Quelle: Schönfelder & Tummes 2023, S. 11.
Abbildung 2: Publikationen von Fach-, Kunst- und Musikhochschulen der DH.NRW (2013–2022)
Quelle: Schönfelder & Tummes 2023, S. 14.
Zwei weitere Beobachtungen lassen sich aus den Reports ableiten. Zum einen ist die Anzahl der pro Jahr publizierten Artikel über alle Hochschultypen hinweg stark gestiegen (siehe Abbildung 1 und 2). Ein besonders hohes Artikelwachstum weisen die Fach-, Kunst- und Musikhochschulen der DH.NRW auf, vor allem bei Gold-OA-Zeitschriften und -Verlagen. Dieses spiegelt zwar die Forschungsstärke des Landes wider, verdeutlich aber den Bedarf einer mittel- bis langfristig auskömmlichen Finanzierung. Zum anderen liegt ein hoher Anteil der Publikationen aller untersuchten Einrichtungen beim Verlag MDPI, der in den letzten zehn Jahren große und etablierte Wissenschaftsverlage wie Wiley und Elsevier relativ gesehen in Bezug auf die Publikationsanteile zurückgedrängt hat (siehe Abbildung 3 am Beispiel der Universitätskliniken). Das starke Wachstum von MDPI erfordert weitere Aufmerksamkeit, da dieser Verlag nicht unumstritten ist. Fragwürdige Qualitätsstandards und Publikationspraktiken haben bereits zu einer Einschränkung in der Publikationsförderung für Artikel in diesem Verlag an der Universität Kassel (Pohlmann 2023, S. 13) sowie an der Universität Hannover geführt (TIB Hannover 2023).
Abbildung 3: Publikationen von DH.NRW-Unikliniken 2013 vs. 2022
Quelle: Schönfelder & Tummes 2023, S. 18.
Die Hochschulen in NRW haben teilweise zeitgleich zu dem Publikationsreport der Landesinitiative den OAM-Report des Forschungszentrums Jülich erhalten. Die Publikationsreports stellen den Artikeloutput der Hochschulen detaillierter dar und bilden die zahlenmäßige Grundlage für die Erarbeitung der Kostenreports sowie der Vorschläge zu Finanzierungs- und Ausgleichsmodellen. Diese werden planmäßig im Laufe des Jahres 2024 durch die Landesinitiative an die Mitgliedshochschulen der DH.NRW verschickt.
Ilg, Karin, Katharina Schulz, Martha Zawisla, Heide Schmidtmann und Frederic Neuß (2022): Abschlussbericht des Vorprojekts openaccess.nrw. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.6866189
Pohlmann, Tobias (2023): Wie bewerten Forschende der Universität Kassel MDPI? Ergebnisse einer Umfrage. Open Access Tage 2023 (OAT23), Berlin. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.8398604
Schmeja, Stefan und Marco Tullney (2020): Publikationsmonitoring. In: Karin Lackner, Lisa Schilhan und Christian Kaier (Hrsg.): Publikationsberatung an Universitäten: Ein Praxisleitfaden zum Aufbau publikationsunterstützender Services. transcript Verlag: Bielefeld. https://doi.org/10.1515/9783839450727
Schönfelder, Nina und Jan-Philip Tummes (2023): Publikationsreport 2023: Ermittlung des Publikations-Outputs und der Open-Access-Anteile von Universitäten und Hochschulen des Landes Nordrhein-Westfalen. Ein Bericht der Landesinitiative openaccess.nrw. Berichtsversion: 2023.02 vom 6. November 2023 (nicht veröffentlicht).
TIB Hannover (2023): Open-Access-Publikationsfonds der Leibniz Universität Hannover. <https://www.tib.eu/de/publizieren-archivieren/open-access-finanzieren/publikationsfonds-leibniz-universitaet>, zuletzt abgerufen am 03.01.2024.
