Open Access und Open Science Policies an den 42 DH.NRW Hochschulen: Then & Now

Wie im letzten Monat bekannt gegeben, ist unter „Materialien und Tools“ im Wiki der Landesinitiative openaccess.nrw jetzt auch eine Sammlung von Open Access und Open Science Policies zu finden. Die Landesinitiative hat diesen neuen Wiki-Eintrag als Anregung genutzt, um eine Analyse des Stands und Fortschritts der Richtlinien-Annahme in NRW durchzuführen. Zum Projektstart der Landesinitiative wurden erstmalig Daten für NRW erhoben. Dieser Blogbeitrag geht auf die Erhebung der Open Access und Open Science Policies von 2022 ein und berichtet, was sich in den letzten zwei Jahren an den DH.NRW Hochschulen getan hat.

Durch die Annahme einer Open Access und/oder Open Science Policy wird die eigene Position einer Hochschule zu diesen Themen zum Ausdruck gebracht und ein politisches Signal an die Wissenschaftler:innen dieser Institution vermittelt (oa-network o.D.). Nicht alle Hochschulen verwenden den Begriff „Policy“. Andere Bezeichnungen für eine OA-Richtlinie an einer Hochschule sind „Erklärung“, „Leitlinie(n)“ oder „Resolution“. Die Dokumente variieren in der Länge.

Erkenntnisse aus den Kennenlerngesprächen zum Projektstart (2022)

Im Jahr 2022 hat die Landesinitiative openaccess.nrw zum Start Interviews mit insgesamt 34 DH.NRW Hochschulen durchgeführt (Kötter und Falkenstein-Feldhoff 2022). In diesen Gesprächen wurde auch der Stand der Entwicklung von Open Access und Open Science Policies an den jeweiligen Einrichtungen abgefragt. Basierend auf Kötter und Falkenstein-Feldhoff (2022) (siehe Abbildung 1) hat sich daraus folgendes ergeben: Sieben Universitäten und fünf Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAWn)/kirchliche Hochschulen haben zum Zeitpunkt des Interviews eine Open Access Policy verabschiedet. Eine Open Science Policy wurde von einer Universität veröffentlicht. An den Kunst- und Musikhochschulen in NRW gab es im Jahr 2022 weder eine Open Access noch eine Open Science Policy. Insgesamt elf der teilnehmenden Standorte haben angegeben, keine Policy verabschiedet zu haben (4 Universitäten, 6 HAWn/kirchliche Hochschulen, 1 Kunst- und Musikhochschule). Die Annahme einer Open Access Policy wurde von acht HAWn/kirchlichen Hochschulen und zwei Kunst- und Musikhochschulen anvisiert.

Abbildung 1: Open Access und Open Science Policies an DH.NRW Hochschulen (2022)

Quelle: Kötter und Falkenstein-Feldhoff 2022, 4.

Aktueller Stand an DH.NRW Hochschulen (Januar 2024)

Die Recherche zu Open Access und Open Science Policies hat ergeben, dass insgesamt 22 Richtlinien verteilt auf 19 Einrichtungen[1] im Bundesland NRW vorhanden sind. 17 Hochschulen haben auf ihrer Website eine Open Access Policy angegeben. Aufgeteilt nach dem jeweiligen Hochschultyp ergibt sich folgendes Bild: An zehn Universitäten und sieben HAWn ist eine OA-Richtlinie etabliert. Fünf Einrichtungen in NRW haben eine Open Science Policy bzw. ein Konzeptpapier veröffentlicht.[2] Vier dieser Richtlinien sind an Universitäten und eine an einer HAW zu finden. An zwei der nordrhein-westfälischen Universitäten ist das Institut bzw. die Fakultät für Psychologie involviert. Kunst- und Musikhochschulen in NRW haben bisher keine Policy verabschiedet.

Die erhobenen Daten von 2022 und die im Wiki dargestellte Anzahl von Open Access und Open Science Policies können nicht in Relation gesetzt werden, da das methodische Vorgehen bei der Erhebung der Kennzahlen unterschiedlich ist. Zwei Ausführungen lassen die Situation nachvollziehbar werden: 1) Im Jahr 2022 wurde mit zwei DH.NRW Hochschulen, die zu diesem Zeitpunkt bereits eine Open Access Policy verabschiedet hatten, kein Interview geführt. Diese sind damit nicht in die Daten der ersten Erhebung eingeflossen. 2) Es zeigen sich definitorische Unterschiede. D.h. das Verständnis, ab wann eine Policy vorliegt, ist bei den Erhebenden unterschiedlich. Es lässt sich unter Berücksichtigung aller Abweichungen jedoch sagen, dass de facto zwei neue Open Access Policies und zwei neue Open Science Policies in NRW hinzugekommen sind. Das ist ein großer Erfolg für die Open Science Bestrebungen im Land, da die erste Policy erst im Jahr 2022 (an der Ruhr-Universität-Bochum) angenommen wurde. Darüber hinaus wurde wie oben erwähnt an zwei weiteren Universitäten ein Konzeptpapier veröffentlicht.

Die Erfolge im Hinblick auf die Annahme von Open Access Policies sind jedoch vergleichend gering, zieht man den Zeitraum in Betracht, in dem dieses Thema schon auf der (hochschul-)politischen Agenda steht. Die Universität Bielefeld hat bereits im Jahr 2005 eine Resolution verabschiedet. Die Landesinitiative ruft alle DH.NRW Standorte auf ihre Bestrebungen fortzuführen und Diskussionen an den Hochschulen anzustoßen. Wie eine Open Access Policy für Kunst- und Musikhochschulen aussehen könnte, kann im Wiki eingesehen werden. Dort sind Beispiele aus anderen Einrichtungen, der Universität der Künste Berlin und zwei Schweizer Hochschulen aufgeführt. An dieser Stelle möchte die Landesinitiative openaccess.nrw die Aussage des Handlungsfelds 4 der Open-Access-Strategie der Hochschulen des Landes NRW bekräftigen: „Hochschulen wird empfohlen, sich eine OA-Policy einschließlich eines Umsetzungsplans zu geben. Die Einbeziehung aller Beteiligten (Vertreter*innen sämtlicher Statusgruppen, Bibliothek und Hochschulleitung) ist der Umsetzung förderlich. OA-Policys und institutionelle Umsetzungspläne sollen die in der Strategie formulierten Grundsätze aufgreifen und an die jeweils lokal gegebenen Bedingungen anpassen.“(DH.NRW | AG Openness 2023: iv; Hervorhebung im Original)

Die Open Access-Strategie ist ein Ergebnis aus der ersten Mandatsphase der AG Openness. In der zweiten Phase, die bereits seit September 2023 läuft, wird die AG sich zu dem Thema Open Science zusammenfinden (DH.NRW o.D.).[3] Perspektivisch bedeutet dies, dass der Begriff Open Science auch in unserer Community an Bedeutung gewinnt.

Beim nächsten Vernetzungstreffen der OA-Beauftragten der DH.NRW Hochschulen am 29.08.2024 wird die Landesinitiative openaccess.nrw das Thema OA-Policies in NRW aufgreifen und einen Workshop dazu anbieten.

Erneut der Hinweis: Die Sammlung zu Open Access und Open Science Policies im wiki.openaccess.nrw erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, wenngleich sie nach bestem Wissen zusammengestellt wurde. Aktualisierungsinformationen für die Wiki-Liste können gerne über die E-Mail-Adresse der Landesinitiative, info@openaccess.nrw, eingebracht werden.

DH.NRW (o.D.): Openness. <https://www.dh.nrw/diskurse/Openness-12>, zuletzt abgerufen am 17.04.2024.

DH.NRW | AG Openness (2023): Open-Access-Strategie der Hochschulen des Landes NRW (verabschiedete Fassung vom 9. August 2023). https://zenodo.org/records/8322048

Friedrich-Alexander-Universität Universitätsbibliothek (FAU) (2021): Open Science Policy für die FAU. <https://ub.fau.de/2021/11/02/open-science-policy-fuer-die-fau/>, zuletzt abgerufen am 17.04.2024.  

Kötter, Miriam und Katrin Falkenstein-Feldhoff (2022): Kennenlerngespräche zum Projektstart der Landesinitiative openaccess.nrw. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.6866081

oa-network (o.D.): Open Access Policies. <https://open-access.network/informieren/politische-rahmenbedingungen/open-access-policies>, zuletzt abgerufen am 17.04.2024.

Weiterführende Quellen:

Deutsche Zentralbibliothek für Medizin (ZB MED) – Informationszentrum Lebenswissenschaften (2022): Open-Access-Policy: Ein Leitfaden. https://doi.org/10.48664/r7gm-yh47

Hübner, Andreas und Christina Riesenweber (2018): Datentabelle Inhalte der Open-Access-Policies deutscher Hochschulen. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.1291855

Moradi, Sh und S Abdi (2023): Open science – related policies in Europe. In: Science and Public Policy, 50 (3): 521-530. https://doi.org/10.1093/scipol/scac082

oa-network (o.D.): oa.atlas. <https://open-access.network/services/oaatlas>, zuletzt abgerufen am 17.04.2024.


[1] Drei Hochschulen haben sowohl eine Open Access und eine Open Science Policy. Die Übersicht enthält Kennzahlen von refinanzierten NRW-Hochschulen.

[2] Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg war die erste Hochschule in Deutschland, die (im Jahr 2021) eine Open Science Policy verabschiedet hat (FAU 2021).

[3] Die AG beruft sich dabei auf die „UNESCO Recommendation on Open Science“.