Unter „Preprints“ versteht man gemeinhin die Vorveröffentlichung wissenschaftlicher Ergebnisse. Es handelt sich dabei oft um das schon bei einer Zeitschrift eingereichte, unbegutachtete Manuskript. Dieses kann in Form eines elektronischen Dokuments vorliegen, welches per E-Mail an interessierte Leser:innen gesendet, oder auf einen Preprint-Server geladen wird, der der Öffentlichkeit frei zugänglich ist.
Dabei unterliegen die veröffentlichten Dokumente meist noch keinem externen Peer-Review und sind oft in einfachem Layout gehalten. Im Gegensatz zur Publikation in einer Zeitschrift, bei dem der redaktionelle Prozess akzeptierter Manuskripte im Schnitt 17 Wochen dauert (Huisman, J., & Smits, J. (2017). Scientometrics, 113, 633–650.), erfolgt die Publikation auf dem Preprint-Server sofort. Eine zeitnahe Veröffentlichung von wissenschaftlichen Ergebnissen ist in hart umkämpften Forschungsfeldern wünschenswert, um die Exklusivität sicherzustellen und der wissenschaftlichen „Konkurrenz“ auf den entsprechenden Themengebieten zuvorzukommen.
Oftmals befördert eine Vorveröffentlichung auf diese Weise den wissenschaftlichen Diskurs enorm, so dass Fehler ausgeräumt oder fundiertere Argumentationsketten gefunden werden können. Zu Beginn der Corona-Pandemie hat die Veröffentlichung von Preprints bspw. dazu beigetragen, den internationalen Austausch von Wissenschaftler:innen zu erhöhen und Missinterpretationen von Daten aufzudecken. Damit dient der Austausch einem Open Peer Review. Dies kann den Wert der später beim Verlag veröffentlichten Arbeit deutlich steigern. Zudem kann bei gleichzeitiger Offenlegung von Messdaten eine breite Leserschaft von der Korrektheit der Daten und deren Erhebung überzeugen und somit ein entscheidender Beitrag zu wissenschaftlicher Integrität geleistet werden.
Ein weiterer Vorteil von Preprint-Publikationen ist die Verfügbarkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse in Niedriglohnländern, in denen die „Paywall“ oft ein schwer zu überbrückendes Hindernis darstellt.
Die Einstellung zum Thema Preprint ist bei den Fachbereichen wie den Zeitschriften sehr unterschiedlich. Im Bereich der Hochenergiephysik wird z.B. ein überwältigender Großteil der Publikationen im Vorfeld, bzw. in der akzeptierten Manuskriptversion auf den Preprint-Server arXiv geladen (Gentil-Beccot, A., Mele, S., & Brooks, T. (2009)). Im Gegensatz dazu werden in anderen Fachbereichen Publikationen von Zeitschriften nicht mehr akzeptiert, wenn diese bereits im Preprint frei verfügbar sind. Ob das für eine Zeitschrift der Fall ist, kann über die Datenbank Sherpa Romeo[1] überprüft werden.
Trotz der unbestreitbaren Vorteile von Veröffentlichungen in Preprint-Medien besteht jedoch die Gefahr, dass vorläufige Ergebnisse von anderen Medien aufgegriffen und unkommentiert weitergegeben werden. Aus diesem Grund geben viele Preprint-Server Warnhinweise bezüglich der noch nicht fachlich validierten Resultate.
[1] Mehr zu Sherpa Romeo erfahren Sie auf unserem Wiki: https://wiki.openaccess.nrw/wiki/Sherpa_Romeo.