Einblicke zu den 24 neuen BMBF-Projekten „für eine gelebte OA-Kultur“

Im November 2023 erschien die Meldung „Projektstart: 24 Vorhaben für eine gelebte Open Access-Kultur“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Dieser Blogbeitrag soll einen Überblick zu den 24 Initiativen geben. Im ersten Teil wird der Kontext der Entstehung der Projekte sowie die Verortung innerhalb Deutschlands vorgestellt. Der zweite Teil dieses Blogbeitrags gibt einen detaillierteren Einblick in die drei in Nordrhein-Westfalen angesiedelten BMBF-Projekte:

  • Peer-to-Peer-Strategieberatung für Hochschulleitungen als Werkzeug zur Etablierung einer gelebten Open-Access-Kultur an Hochschulen für angewandte Wissenschaften – P2P-OA-HAW
  • Systematische Entwicklung einer Open Access Kultur an der Universität – eine entwicklungsorientierte empirische Case Study – OASE
  • Die Wirksamkeit von OA im Globalen Süden erforschen – Erkenntnisse in die gelebte Praxis der TH Köln beispielhaft umsetzen – WO – TH K

Wie positioniert sich das BMBF zu Open Access?

Die Förderung der 24 Initiativen erfolgt unter der aus dem Jahr 2022 veröffentlichten Richtlinie zur Förderung von Projekten einer gelebten Open-Access-Kultur in der deutschen Forschungs- und Wissenschaftspraxis. Laut des BMBF (2022) ist das Ziel der Förderrichtlinie, „die Anzahl der im Open-Access-Publikationsformat erscheinenden Forschungsergebnisse zu erhöhen, wissenschaftsgetragene Finanzierungsmodelle zu unterstützen, Forschungslücken zu schließen und die Anerkennung von Open Access zu erhöhen.“ Die Deadline zur Einreichung für Projektideen war für alle Interessierten Ende Januar 2023. Die meisten der geförderten Projekte gingen Anfang September 2023 an den Start und sind auf eine Maximallaufzeit von 3 Jahren ausgerichtet. (BMBF 2022) Die Förderung des Bundesministeriums (BMBF 2022) bezieht sich auf drei Themenfelder im Zusammenhang mit Open Access: „finanzielle Etablierung“, „institutionelle und soziokulturelle Etablierung“ und „offenes Förderfeld“.

In 2018 und 2023 hat das BMBF sich zudem mit der Veröffentlichung zweier Dokumente für die Erhöhung und Verstetigung von Open-Access-Publikationen in Deutschland positioniert. Zuerst wurde eine „Gemeinsame Leitlinie von Bund und Ländern“ herausgebracht. Fünf Jahre später erfolgte die Vorstellung der „Strategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung“. Inhalt der Leitlinie ist unter anderem, dass Forschungsergebnisse gefördert durch das BMBF in Zukunft als Open Access erscheinen sollen (BMBF 2018, 8).


Wo sind die 24 BMBF-Projekte in Deutschland angesiedelt?

Die 24 BMBF-geförderten Projekte sind in insgesamt zwölf Bundesländern angesiedelt. Zehn Vorhaben sind in Niedersachsen verortet. Das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) und die Technische Informationsbibliothek (TIB) können als Einrichtungen hervorgehoben werden. Das DZHW ist verantwortlich für zwei Projekte und die TIB ist viermal beteiligte sowie einmal alleinverantwortliche Projektträgerin. Berlin ist Standort für fünf Vorhaben. Hier ist die Humboldt-Universität zu Berlin zu nennen, welche ein Projekt alleinig eingereicht hat und bei einem weiteren beteiligt ist. In NRW sind drei der 24 Initiativen angesiedelt. Trägerinnen sind hier eine Universität und zwei Hochschulen für Angewandte Wissenschaften. Sowohl in Baden-Württemberg als auch Sachsen sind drei BMBF-Projekte angesiedelt. Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ist zweimal involviert, aus Dresden kommen drei Projektpartnerinnen. Zwei Initiativen haben ihren Standort in Bayern, genauer gesagt an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). In Brandenburg sind eine Universität und eine Hochschule für Angewandte Wissenschaften je aus Potsdam als (Teil-)Trägerinnen an den Start gegangen. Weitere beteiligte Institutionen befinden sich in Mecklenburg-Vorpommern, Hessen und Thüringen sowie mit Blick auf das Engagement des Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft (ZBW) in Hamburg und Schleswig-Holstein (Kiel).

Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über alle 24 BMBF-geförderten Projekte, ihre Standorte in Deutschland sowie die einbezogenen Einrichtungen:

ProjekttitelBundesland/
Bundesländer
Einrichtung(en)
Professionalisierung der Open-Access-Repositorien in Deutschland – Pro-OAR-DeBerlinHumboldt-Universität zu Berlin
Ausbau der Open Source Academic Suite (OS-APS) für komplexe STEM-Publikationen und optimierte Online-Darstellungen (OS-APS_STEMO) – OS-APS_STEMOBerlin, BayernSciFlow GmbH & Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU)  
Peer-to-Peer-Strategieberatung für Hochschulleitungen als Werkzeug zur Etablierung einer gelebten Open-Access-Kultur an Hochschulen für angewandte Wissenschaften – P2P-OA-HAWNRWHochschule Bielefeld (HSBI) & Universität Konstanz  
Diamond Thinking: Infrastruktur trifft Wissenschaftskultur – Diamond ThinkingBaden-WürttembergUniversität Stuttgart & Karlsruher Institut für Technologie (KIT)  
Entwicklung eines Referenzmodells zum Reporting in wissenschaftlichen Einrichtungen anhand von DORA – ERREDBaden-WürttembergKarlsruher Institut für Technologie (KIT)  
Offener Zugang zum Grundgesetz – OZUG                                                          NiedersachsenDeutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW)  
Kollaborative Anreicherung der Metadatenallmende zur Förderung eines diversen Open Access Ökosystems – KOMETNiedersachsen, SachsenTechnische Informationsbibliothek (TIB) & TU Dresden  
Konsortiale Open-Access-Lösungen Aufbauen, Ausbauen und Verankern – KOALA-AV  Niedersachsen, Baden-WürttembergTechnische Informationsbibliothek (TIB) & Universität Konstanz  
Innovation durch Open Access? Eine Studie zu den Auswirkungen der Policy-unterstützenden Open Access Transformation in nationalen Innovationsprozessen – INNOANiedersachsenDeutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW)  
Mehrwert von Open Access für die datengeschützte Forschung und Entwicklung – Mehr-OANiedersachsen, Mecklenburg-VorpommernTechnische Informationsbibliothek (TIB) & Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e.V. (INP)  
Workflow-Management-Systeme für Open-Access-Hochschulverlage – OA-WFMSSachsen, BrandenburgHochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK) & Uni Potsdam  
Systematische Entwicklung einer Open Access Kultur an der Universität – eine entwicklungsorientierte empirische Case Study – OASENRWUni Paderborn  
Publishing Analytics Tracker – PANTERSachsen, NiedersachsenSächsische Landesbibliothek – Staat- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB), Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (HTW), Technische Informationsbibliothek (TIB)  
Open Access-Konsortium Bildung für E-Books und Zeitschriften – edu_consort_oaHessen, Berlin, BayernLeibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF), Humboldt-Universität zu Berlin, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU)  
Die Wirksamkeit von OA im Globalen Süden erforschen – Erkenntnisse in die gelebte Praxis der TH Köln beispielhaft umsetzen – WO – TH KNRWTechnische Hochschule Köln  
Akzeptanz geisteswissenschaftlicher Open-Access-Publikationen durch Hybrid-Veröffentlichungen – AGOAHNiedersachsenWallstein – Verlag GmbH
Erwerbungslogik als Diamond-Open-Access-Hindernis: Aus-, Um- und Nebenwege – ELADOAHBerlinAlexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft gGmbH (HIIG), Verfassungsblog gGmbH  
Open Access Award – Deutschland teilt Wissen Konzeption und öffentlichkeitswirksame Umsetzung eines deutschlandweiten Preises zur Auszeichnung von vorbildlichen Open Access Aktivitäten zur Förderung einer gelebten Open Access Kultur – OAABerlinirights.Lab GmbH  
Kulturwandel in der Rechtswissenschaft Projekt zur Etablierung einer gelebten Open-Access-Kultur in der deutschen Rechtswissenschaft – KidRewiBrandenburgFachhochschule Potsdam  
IDentifikAtion von Hürden zum Open-Access-Publizieren für Forschende mit schwacher institutioneller Anbindung – epistemische Ungerechtigkeit im wissenschaftlichen Publizieren – IDAHONiedersachsenTechnische Informationsbibliothek (TIB)  
Analyse und Entwicklung nachnutzbarer OA-Werkzeuge – ADoRE-OANiedersachsenTechnische Universität Braunschweig  
Open Access an HAWs – Acceptance and Communication – OA-HAWCThüringenErnst-Abbe-Hochschule Jena  
Aufbau eines nachhaltigen Finanzierungskonsortiums für wissenschaftsgetragene Diamant-Open-Access-Zeitschriften in den Wirtschaftswissenschaften – OLE-konsortHamburg/ Schleswig-HolsteinLeibniz-Informationszentrum Wirtschaft (ZBW)  
Entwicklung und Etablierung einer wissenschaftsgeleiteten Open-Access-Publikationskultur durch einen Diamond-Open-Access-Hochschulverlag an der Hochschule Hannover – DiamOndHsHNiedersachsenHochschule Hannover  
Tabelle 1: Übersicht der 24 BMBF-Projekte und ihrer Standorte

Quelle: Eigene Darstellung basierend auf BMBF 2023.


Worum geht es in den drei in NRW angesiedelten BMBF-Projekten?

Dieser Abschnitt geht auf die drei Vorhaben „P2P.OA.HAW“, „OASE“ und „WO–TH K“ ein, die ihren (Teil-)Standort in NRW haben:
Das Projekt „P2P.OA.HAW“ ist Anfang November 2023 an den Start gegangen (HSBI o.D.). Der Förderzeitraum des Vorhabens erstreckt sich über September 2023 bis Februar 2026. Als NRW Standort ist die Hochschule Bielefeld (HSBI) beteiligt. Ihr unterliegt die Leitung. Projektpartnerin ist die Universität Konstanz. Das Projektteam setzt sich aus Jasper Beyermann und Karin Ilg von der HSBI zusammen und den beiden Kolleg:innen aus Konstanz Andreas Kirchner und Emilia Mikautsch. Ziel der Initiative ist es, ein Peer-to-Peer-Beratungskonzept, dass bereits erfolgreich im Rahmen des Hochschulforums Digitalisierung (HFD) angewendet wurde, für eine Weiterentwicklung von Open Access-Kontexten an HAW zu nutzen (open-access.network 2023). Insgesamt sind zwei Beratungsrunden geplant. Die erste für 2024, die nächste erfolgt in 2025 (HSBI o.D.). Explizit sollen die Leitungen der HAW durch „Critical Friends“ – Akteure der Leitungsebene von anderen Hochschulen über mehr als ein halbes Jahr beraten werden (open-access.network o.D.). Derzeit gibt es einen Aufruf der Projektmitglieder zur Interessensbekundung für die erste Beratungsrunde. Detailliertere Informationen dazu können am Ende dieses Artikels entnommen werden. An dem Auswahlprozess ist unter anderem das open-access.network beteiligt.
An der Universität Paderborn läuft von September 2023 bis August 2026 das Vorhaben „OASE“. Es gibt drei involvierte Parteien an dem Standort: Das Institut für Medienwissenschaften – Medienpädagogik und empirische Medienforschung, die Universitätsbibliothek Paderborn sowie das Zentrum für Informations- und Medientechnologien (IMT) der Universität Paderborn. Die Leitung trägt Prof.in Dr. Dorothee M. Meister vom Institut für Medienwissenschaften. Projektmitglieder sind zudem Bibliotheksdirektor Dr. Dietmar Haubfleisch und Prof.in Gudrun Oevel, CIO der Universität Paderborn sowie Leitern des IMT. Das Projektziel ist es, die Open Access Kultur (OAK) am Standort auszuweiten (mit Rückgriff auf ein theoretisches Modell nach Graf-Schlattmann et al. 2020) und die Erkenntnisse aus Paderborn an andere Hochschulen weiterzugeben: „Das Projekt knüpft an den gegenwärtigen Stand der Open Access (OA) Services an der Universität Paderborn an (u. a. mit einer Policy und einem Publikationsfonds) und zielt darauf ab, die Nutzungsbereitschaft für das OA-Publizieren zu erhöhen.“ (Reckendorf 2023)
Das an der Technischen Hochschule Köln angesiedelte Projekt „WO–TH K“ ist ebenfalls über den Zeitraum September 2023 bis August 2026 gefördert. Involviert sind insgesamt fünf Personen: Prof. Dr. Ursula Arning vom Institut für Informationswissenschaft als Leiterin, Projektmitarbeiterin Sophia Dörner sowie Prof. Dr.-Ing. Klaus Becker, Vizepräsident für Forschung und Wissenstransfer. Beteiligte aus der Hochschulbibliothek sind Dr. Margarete Busch (Leiterin) und Kerstin Klein (Stellvertretende Bibliotheksleiterin). Das Team analysiert, wie sich Open Access Aktivitäten auf Länder des globalen Südens auswirken, zieht eine Bilanz mit Blick auf Deutschland und wendet selbst Einsichten an der eigenen Einrichtung an, um daraus einen möglichen Transfer für andere Hochschulen abzuleiten (TH Köln o.D.). Projektergebnisse sollen frei zugänglich in diversen Sprachen erscheinen (TH Köln o.D.).

Hinweis: Aufruf zur Interessensbekundung von P2P.OA.HAW (bis 01.03.2024)

Das BMBF-Projekt „Peer-to-Peer-Strategieberatung für Hochschulleitungen als Werkzeug zur Etablierung einer gelebten Open-Access-Kultur an Hochschulen für angewandte Wissenschaften“ sucht zwei HAW für Modellerprobung. Projektziel ist es herauszufinden, ob ein Beratungsmodell des Hochschulforums Digitalisierung (HFD) auch im Kontext von Open Access anwendbar ist.

Der Link zur Ausschreibung: https://www.hsbi.de/multimedia/Einrichtungen/Hochschulbibliothek/Open+Access/Aufruf_Interessenbekundung_P2P_OA_HAW-p-176276.pdf?download=1

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) (2018): Open Access in Deutschland: Gemeinsame Leitlinien von Bund und Ländern. , zuletzt abgerufen am 16.02.2024.

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) (2022): Förderung einer gelebten Open-Access-Kultur. , zuletzt abgerufen am 16.02.2024.

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) (2023): Projektstart: 24 Vorhaben für eine gelebte Open Access-Kultur. , zuletzt abgerufen am 16.02.2024.

Hochschule Bielefeld (HSBI) (o.D.): Peer-to-Peer Strategieberatung zu Open Access für Hochschulen für angewandte Wissenschaft. https://www.hsbi.de/bib/p2p-oa-haw, zuletzt abgerufen am 16.02.2024.

open-access.network.de (o.D.): Peer-to-Peer Strategieberatung zu Open Access für Hochschulen für angewandte Wissenschaft. https://open-access.network/vernetzen/open-access-projekte/p2poahaw, zuletzt abgerufen am 16.02.2024.

open-access.network.de (2023): Projektstart: P2P.OA.HAW sucht zwei Hochschulen für Modellerprobung. https://open-access.network/services/news/artikel/projektstart-p2poahaw-sucht-zwei-hochschulen-fuer-modellerprobung#:~:text=Das%20Projekt%20%E2%80%9EPeer%2Dto%2D,f%C3%BCr%20Bildung%20und%20Forschung%20gef%C3%B6rdert, zuletzt abgerufen am 16.02.2024.

Reckendorf, Nina (2023): Forschungsprojekt zur systematischen Entwicklung und Verbesserung der Open Access-Kultur im Wissenschaftssystem., zuletzt abgerufen am 16.02.2024.

Technische Hochschule Köln (TH Köln) (o.D.): WO–TH K: Die Wirksamkeit von OA im Globalen Süden erforschen. https://www.th-koeln.de/informations-und-kommunikationswissenschaften/woth-k-die-wirksamkeit-von-oa-im-globalen-sueden-erforschen–erkenntnisse-in-die-gelebte-praxis-der-th-koeln-beispielhaft-umsetzen_109914.php, zuletzt abgerufen am 16.02.2024.

Weiterführende Quellen:
Kaden, Ben (2023): Das Leitlinienpapier „Open Access in Deutschland“ aus Sicht der Vernetzungs- und Kompetenzstelle Open Access Brandenburg. https://open-access-brandenburg.de/open-access-in-deutschland-brandenburg/, zuletzt abgerufen am 16.02.2024.

openaccess-network.de (o.D.): Open-Access-Projekte. https://open-access.network/vernetzen/open-access-projekte, zuletzt abgerufen am 16.02.2024.

Pampel, Heinz (2023): Bund und Länder legen Leitlinien zu Open Access vor. https://wisspub.net/2023/06/07/bund-und-lander-legen-leitlinien-zu-open-access-vor/, zuletzt abgerufen am 16.02.2024.