Zukunft der Kostenkontrolle beim Open-Access-Publizieren

Im ehemaligen Förderprogramm „Open Access Publizieren“ der DFG (Laufzeit: 2010 bis 2020) war eine Obergrenze von 2000€ für die Förderung eines Artikels festgelegt1. Diese Preiskappung half den teilnehmenden Einrichtungen dabei, die Kosten für das Open-Access-Publizieren zu kontrollieren und eine Preisspirale, wie sie zuvor am Subskriptionsmarkt entstanden war, im Open-Access-Publikationsmarkt zu verhindern. Denn in vielen Fällen konnten durch individuelle Nachfragen bei Verlagen mit höheren Artikelpreisen Preissenkungen auf unter 2000€ ausgehandelt werden, um eine Förderung der Artikel zu ermöglichen.

In ihrem neuen Förderprogramm „Open-Access-Publikationskosten“ verzichtet die DFG jedoch auf diese Obergrenze2. Erste Verlage, wie z.B. Frontiers, haben den Einrichtungen bereits entsprechend mitgeteilt, dass sie nach dem Wegfallen der durch die DFG vorgegebenen Obergrenze zukünftig keine Preiskappung auf unter 2000€ mehr anbieten werden.

Im Zuge dieser Entwicklung wurde im September 2021 in der Mailingliste IP-OA eine Diskussion darüber angestoßen, wie Einrichtungen mit dem Wegfall dieser Preisgrenze durch die DFG umgehen. Hält man auch ohne Vorgabe der DFG weiterhin an einer Obergrenze von 2000€ zur Artikelförderung fest? Wird die Grenze angepasst oder eine anteilige Förderung von Artikelgebühren ermöglicht? Die Rückmeldungen auf die erste Anfrage zeigte ein einheitliches Bild: man werde auch zukünftig die Obergrenze von 2000€ bei der Förderung von Open-Access-Artikeln beibehalten. Einige Einrichtungen meldeten zurück, anteilig auch teurere Artikel mit bis zu 2000€ zu fördern.

Welche Konsequenzen haben diese Entscheidungen?

  • Durch eine exklusive Förderung von Artikeln, deren Gebühr unter 2000€ liegt, verwehrt man evtl. Forschenden den Zugang zu OA-Optionen und läuft Gefahr, dass sie stattdessen ihre Artikel in Closed-Access-Zeitschriften veröffentlichen
  • Die Einführung einer anteiligen Förderung bis zu 2000€ könnte aufgrund der geteilten Rechnungen zu erhöhtem Verwaltungsaufwand führen

Auf die Diskussion in der Mailingliste folgte der Vorschlag eines Austauschs über Kostenkontrolle beim Open-Access-Publizieren während der Open-Access-Tage 2021. Nach diesem ersten Treffen wurde die Fokusgruppe Kostenkontrolle im Rahmen des Projekts open-access.network gegründet3. Das erste Treffen der Gruppe, in der auch die Landesinitiative openaccess.nrw vertreten ist, fand am 18.11.21 mit 64 Teilnehmer:innen statt. Die Fokusgruppe bietet einen Ort für den Austausch über lokale Regelungen zur Förderung. Es wurden allerdings Zweifel darüber geäußert, ob einzelne Einrichtungen überhaupt Einfluss auf die Preispolitik der Verlage nehmen können, indem sie an einer Preisobergrenze festhalten. Daraus entwickelte sich der Wunsch nach einem gemeinsamen standortübergreifenden Vorgehen. In den kommenden Monaten wird die Fokusgruppe daher ein Empfehlungspapier zur Open-Access-Kostenkontrolle erarbeiten. Über Neuigkeiten zum Thema werden wir auch hier im Blog berichten.

[1] https://zenodo.org/record/4486411

[2] https://www.dfg.de/foerderung/faq/oa_publikationskosten_faq/index.html (s. Mitteleinsatz für förderfähige Inhalte)

[3] https://open-access.network/vernetzen/digitale-fokusgruppen/fokusgruppe-kostenkontrolle