Im Jahr 2015 traten alle sechs Herausgeber und 31 Mitglieder des Redaktionsausschusses des sprachwissenschaftlichen Journals Lingua bei Elsevier zurück, nachdem der Wunsch, die Zeitschrift Open Access herauszugeben vom Verlag abgelehnt wurde. Es folgte die Neugründung der Zeitschrift Glossa durch die Editoren. Aus Protest gegen den Anspruch von Elsevier, Eigentümer der Zeitschrift zu sein, boykottierte die internationale Linguistik-Community daraufhin Lingua und wanderte nahezu geschlossen zu Glossa ab.[1]
Ein großer Teil des Ansehens einer Zeitschrift wird meist tatsächlich von ihren Herausgebern bestimmt. Wenn der gesamte Redaktionsausschuss einer angesehenen Zeitschrift beschließt, diese Zeitschrift zu verlassen und eine neue zu gründen, schneidet die neue Zeitschrift oftmals besser ab als die Zeitschrift, die sie zurückgelassen haben.[2]
Im Zuge des Massenboykotts von Lingua, wurde der Begriff des Zombie Journals geprägt, welches sozusagen inhaltslos von Herausgebenden und Autor:innen zurückgelassen wird. Um an diesen Begriff anlässlich der Open Access Week 2023 zu erinnern, hat die OLH ein Comic-Poster veröffentlicht, das für den Rückzug aus kommerziellen Verlagen und den Betrieb der eigenen Zeitschrift bei der Open Library of Humanities wirbt.
Abb: “Dawn of the Zombie Journal”, Posted by Katherine Parker-Hay am 18. Oktober 2023
Im Frühjahr 2024 sind weitere sieben Zeitschriften, die vormals bei kommerziellen Verlagen angesiedelt waren, in das Portfolio der Open Library of Humanities (OLH) übergegangen. Die OLH ist ein gemeinnütziger nicht-kommerzieller Verlag, der im Rahmen eines Open-Access-Modells geistes- und sozialwissenschaftliche Publikationen veröffentlicht. Der Verlag publiziert 30 Open Access Journale über die Plattform Janeway und wird von über 340 Bibliotheken weltweit unterstützt, darunter die Universitätsbibliotheken Duisburg-Essen, Bielefeld, Köln und Bonn.
Die neuen Zeitschriften bei OLH sind:
- Political Philosophy (vormals Wiley)
- Zygon: Journal of Religion and Science (vormals Wiley)
- Syntactic Theory & Research (STAR) (vormals Wiley)
- Regeneration: Environment, Art, Culture (vormals University of Nebraska Press)
- Review of the History of Economic Thought and Methodology (RHETM) (vormals Emerald Publishing)
- [in]Transition: Journal of Videographic Film & Moving Image Studies (vormals Media Commons)
- Quaker Studies (vormals in einer Partnerschaft mit Liverpool University Press)
Im Mai 2024 ist außerdem noch das Journal Theory and Social Inquiry hinzugekommen, welches zuvor unter dem Titel Theory and Society als akademisches peer-reviewed Journal bei Springer Nature erschienen ist.
Im Sommer 2024 sollen weitere Zeitschriften dazukommen.[3] Von den oben genannten Titeln sind bislang nur Zygon in Web of Science und Scopus und Quaker Studies in Scopus und ab 2024 im DOAJ gelistet.
Die zum OLH gewechselten oder bei OLH gegründeten Zeitschriften haben gezeigt, dass es Alternativen zur Kommerzialisierung des wissenschaftlichen Publizierens gibt. Mit dreißig führenden geisteswissenschaftlichen Zeitschriften im Diamond-Open-Access-Publikationsmodell liefert die Open Library of Humanities ein Beispiel, dem andere gemeinnützige Verlage folgen können und spielt eine führende Rolle in internationalen Gesprächen über die Verbesserung der Gerechtigkeit im Open Access. Mittlerweile feiert Glossa das Erscheinen des 1000sten Artikels bei OLH.
[1] Dawn of the Zombie Journal: New Poster Celebrates History of OA Community Activism, Katherine Parker-Hay (2023), https://www.openlibhums.org/news/656/
[2] governance across borders, leonidobusch. (7. November 2015). Open Access and the Power of Editorial Boards: Why Elsevier Plays Hardball with Deviant Linguists HYPERLINK https://governancexborders.com/2015/11/07/open-access-and-the-power-of-editorial-boards-why-elsevier-plays-hardball-with-deviant-linguists/ abgerufen 26.08.2024.
[3] OLH launches 7 new Journals, Paula Clemente Vega 2024, https://www.openlibhums.org/news/700/