Kolleg:innen des hbz (Programmbereich 2) durften letztes Jahr den PKP Sprint und das sich anschließende CRAFT-OA Tech Event besuchen, die vom 8.-9. Oktober sowie vom 10.-11. Oktober im Circolo dei Lettori in Turin stattfanden. In diesem Blogartikel stellen wir die zwei Veranstaltungen sowie diskutierte Themen und Neuerungen, insbesondere für OJS-Anwender:innen, beim Softwareangebot vor.
Das Public Knowledge Project (PKP) ist die Entwicklercommunity, die hinter den Softwareangeboten Open Journal Systems (OJS), Open Monograph Press (OMP) und Open Preprint Systems (OPS) steht. Das hbz verwendet OJS[1] und OMP[2], um die landesweite Infrastruktur für Diamond-Open-Access-Publikationen zu betreiben.
Der PKP-Sprint 2024
Beheimatet ist das Team von PKP an der Simon Fraser University in Kanada. Seit 2016 organisiert es (in der Regel) zwei Veranstaltungen pro Jahr, um das Feedback zu ihrer Software von Entwickler:innen, Bibliothekar:innen, Infrastrukturanbieter:innen und Anwender:innen einzuholen. Eine dieser jährlichen Veranstaltungen findet in Nordamerika statt, die zweite in Europa, wo eine Vielzahl an Institutionen die Open Source Softwares einsetzen. Die Veranstaltungen werden in Anlehnung an agile Softwareentwicklung „Sprints“ genannt. Dabei sind die besprochenen Themen durchaus auch für Teilnehmende ohne tiefere technische Vorkenntnisse verständlich. Die Gestaltung des PKP Sprints gleicht dabei einer sogenannten „Unconference“, bei der zu Beginn Themen durch die Teilnehmenden gesammelt und priorisiert werden, um sich dann in Arbeitsgruppen aufzuteilen und in Break Out-Slots Lösungswege zu erarbeiten.
Nach einer Vorstellungsrunde konnten die Teilnehmenden zunächst eigene Themen für die Break Out Sessions „pitchen“, diese also vorstellen und versuchen, andere Teilnehmenden von der Wichtigkeit dieser Themen zu überzeugen. Im Anschluss wurde im Plenum abgestimmt, welche Themen für die Mehrheit relevant sind. Sodann teilten sich die Anwesenden in Gruppen auf. Die folgenden zwei bis drei Tage waren von der gemeinsamen Gruppenarbeit bestimmt. Die Themen waren:
- Typesetting/XML/HTML
- Non-Euclidean workflow
- Open Peer Review (2 Tage)
- OMP (2 Tage)
- GDPR (= DSGVO, 2 Tage)
- Interlinking
- Plugins
- Multilingual Support
Der PKP Sprint endete mit einem Ausblick auf die Weiterentwicklung für OJS in den kommenden zwei Jahren. So wurden u.a. Einblicke in die Roadmap der Software gegeben. Das Release zur Version 3.5 soll vsl. im März 2025 erfolgen.
Des weiteren hat PKP eine EU-Förderung für die Plattform Open Research Europe (ORE) erhalten, die sie nutzen werden, um Verbesserungen und weitere Features der Software OJS (z.B. eine integrierte Open Peer Review-Funktion) zu entwickeln. Diese Optimierungen erscheinen vsl. mit Version 3.6, die für Q2/2026 geplant ist.
Das Craft OA-Tech-Event 2024
Am folgenden Tag begann in derselben Location das Craft OA-Tech-Event. Dabei handelte es sich um eine Konferenz, die von dem EU-geförderten Projekt Creating a Robust Accessible Federated Technology for Open Access (CRAFT-OA) organisiert wurde. Die Kolleg:innen der 23 Partnerinstitutionen aus ganz Europa stellten die Ergebnisse ihrer Arbeit der letzten zwei Jahre vor. Der Charakter der Veranstaltung war weniger interaktiv, dennoch kam auch hier der Austausch nicht zu kurz.
Ein Fokus von CRAFT-OA liegt auf der Erstellung von Trainingsmaterialien, um nicht-technisches Personal im Umgang mit Infrastrukturen zu schulen. Zwei Angebote sollen hier hervorgehoben werden: Zum einen wurden Training Materialien und ein Curriculum von der TIB – Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften und Universitätsbibliothek entworfen, um technische Standards beim Diamond-OA-Publizieren einzuhalten.
Zum anderen wurde von dem französischen Partner der Universität Aix-Marseille eine Indexes and Aggregators Knowledge Base erstellt. Anhand dieser Übersicht mit relevanten Indexen können Publikationen auf Kompatibilität mit den jeweiligen Aufnahmekriterien überprüft werden.
Zur Publikation aller Ergebnisse von CRAFT-OA soll perspektivisch ein „Institutional Publishing Technical Living Handbook“ erstellt werden, um die Materialien zu sammeln, zu ergänzen und für die Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Es soll von CRAFT-OA gepflegt und später von dem European Diamond Capacity Hub übernommen werden. Inhalte aus der erweiterten Community können nicht eingebunden werden, da keine Qualitätssicherung für externe Inhalte übernommen werden kann. Vor allem die Frage, wie diese Ergebnisse nach Projektlaufzeitende in ein nachhaltiges Konzept überführt werden können, stand dabei im Fokus.
Take Away Messages und Learnings für die Zukunft
Beim PKP-Sprint konnten Bedarfe direkt bei der Entwicklercommunity vorgestellt und Lösungswege für komplexe technische Fragestellungen gefunden werden. Der thematische Austausch innerhalb der Gruppen war sehr fruchtbar, da offen Herausforderungen und Chancen im Umgang mit den Softwares angesprochen werden konnten. Dieses Learning nimmt PB2 für die Zukunft mit: Der direkte Kontakt zu PKP ist wesentlich, um die Bedarfe unserer Kooperationspartner direkt kommunizieren zu können.
Die beim CRAFT-OA Tech-Event vorgestellten Materialien können für Bibliothekar:innen wie auch Herausgebende sehr nützlich sein, da sie einen guten Überblick über einschlägige Verzeichnisse und deren Zugangsvoraussetzungen verschaffen. Zugleich erlauben sie Redaktionen, ein Verständnis für die Qualitätssicherung von Metadaten und Publikationen zu entwickeln. Es war sehr lehrreich zu sehen, wie an Standorten außerhalb von NRW ähnliche Herausforderungen adressiert werden.
Wir wünschen den Kolleg:innen von CRAFT-OA und PKP viel Erfolg bei der nächsten Projektphase und freuen uns, ihre Ergebnisse in die NRW-OA-Community tragen zu dürfen.
[1] Informationen zum OJS-Angebot der Landesinitiative können hier abgerufen werden: https://service-wiki.hbz-nrw.de/spaces/OA/pages/877986144/Open+Journal+Systems+OJS
[2] Informationen zum OMP-Angebot der Landesinitiative sind auf dieser Website gelistet: https://service-wiki.hbz-nrw.de/spaces/OA/pages/1044447561/Open+Monograph+Press+OMP