Veranstaltungshinweis: Wissenschaft – Politik – Akteur*innen –
Die Open-Access-Transformation
nachhaltig gestalten

Die Wissenschaftspolitik spielt eine wichtige Rolle für das erfolgreiche Gelingen einer Open-Access-Transformation. Neben der Verabschiedung von Open-Access-Strategien auf Landesebene ist die Einrichtung von landesspezifischen Open-Access-Initiativen ein vielversprechender Ansatz. Diese Initiativen unterstützen die jeweilige Wissenschaftslandschaft und insbesondere die Hochschulen der Länder mit Expertise, Impulsen und Infrastrukturen. Die Vernetzungsstellen können als Intermediär zielorientiert auf agile Entwicklungen reagieren und eine Open-Access-Praxis ermöglichen, die alle Interessen ausgewogen berücksichtigt. 

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Mirror Journals

Im Repositorium des FZ Jülich wurde kürzlich von Kolleg:innen aus den Bibliotheken des FZ Jülich, der Charité, der TU Berlin und der TU Braunschweig eine Liste von Mirror Journals veröffentlicht1,2. Diese Veröffentlichung möchten wir zum Anlass nehmen, über das Thema zu informieren und unsere eigene Einschätzung dazu abzugeben.


Was sind Mirror Journals?

Das DOAJ definiert Mirror Journals folgendermaßen3:

„A mirror journal is a fully open access version of an existing subscription journal, with the same aims and scope, peer review processes and policies and an editorial board with at least 50% of the same members. The journal may have a similar name as the subscription title, but it must have a different ISSN. DOAJ will currently accept mirror journals if they meet the usual basic criteria for inclusion.“

Die Autor:innen der o.g. Liste legten darauf aufbauend vier Kriterien für Mirror Journals fest2:

  • Das Herausgebergremium des Mirror Journals ist zu mindestens 50% identisch mit dem der entsprechenden Subskriptionszeitschrift
  • Das Mirror Journal trägt einen ähnlichen Namen wie die Subskriptionszeitschrift
  • Das Mirror Journal wird vom Verlag als solches deklariert (oder mit einem ähnlichen Begriff)
  • Ziele und Ausrichtung des Mirror Journals sind identisch mit denen der Subskriptionszeitschrift

Bereits 2014 gründete die American Mathematical Society die ersten Mirror Journals. Für die beiden Zeitschriften Proceedings of the American Mathematical Society und Transactions of the American Mathematical Society wurde jeweils ein Gold-Open-Access-Partner mit dem Zusatz „series B“ eingeführt4,5. 2018 nahm auch Elsevier Mirror Journals in sein Portfolio mit auf. Es wurden 42 Zeitschriften in verschiedenen Fachbereichen gegründet, die größtenteils durch ein X am Ende des Namens gekennzeichnet sind und über eine eigene ISSN sowie eigene Zitationsmetriken verfügen6. Das Journal of Structural Biology erhielt so zum Beispiel den Open-Access-Partner Journal of Structural Biology X7. Autor:innen können ihren Beitrag bei einer der beiden Zeitschriften einreichen und alle Artikel durchlaufen denselben Begutachtungsprozess. Bereits bei der Einreichung oder auch zu einem späteren Zeitpunkt bis kurz vor der Annahme des Artikels kann entschieden werden, ob ein Open-Access-Artikel im Mirror Journal oder ein Closed-Access-Artikel in der Subskriptionszeitschrift veröffentlicht werden soll6.

Nach eigener Aussage wurden Mirror Journals von Elsevier gegründet, um sowohl die Bedürfnisse der Forschenden als auch die Anforderungen der Forschungsförderer abzudecken6. Letztere bestehen häufig auf eine Veröffentlichung der Forschungsergebnisse in Gold-Open-Access-Zeitschriften (s. z. B. H2020-Programm der Europäischen Kommission8). Mit den Mirror Journals soll Autor:innen die Möglichkeit gegeben werden, beim Publizieren auf etablierte Marken, Reputation und Redaktionsprozesse zuzugreifen und gleichzeitig den Anforderungen der Förderer zu entsprechen. 


Wie werden Mirror Journals eingeschätzt?

Die DFG schließt Mirror Journals in ihrem Programm „Open-Access-Publikationskosten von der Förderung aus9.

Auch die cOAlition S sieht Mirror Journals kritisch. Gemäß den Prinzipen von Plan S werden sie als hybride Zeitschriften betrachtet, da mit diesem Geschäftsmodell sowohl der lesende Zugriff auf die Subskriptionszeitschrift als auch die Open-Access-Veröffentlichung im Mirror Journal finanziert werden muss10. Bei Mirror Journals handle es sich also letzten Endes um eine andere Form des Double Dippings11

Die Landesinitiative teilt diese Einschätzung. Für Verlage bieten Mirror Journals ein attraktives Geschäftsmodell: Durch den Bezug zu bekannten, gut-etablierten Subskriptionszeitschriften wird die Gründung von Gold-Open-Access-Journals erleichtert und die mögliche Zielgruppe direkt angesprochen. So können Verlage die Förderung der Artikel durch öffentliche Geldgeber ermöglichen, ohne auf Einnahmen für Subskriptionszeitschriften verzichten zu müssen. Eine tatsächliche Open-Access-Transformation bleibt hingegen aus, solange die Subskriptionszeitschrift neben dem Mirror Journal weiterbetrieben wird.

Wir empfehlen daher, die eigenen Förderkriterien des Publikationsfonds entsprechend zu prüfen und zu entscheiden, ob Artikel aus Mirror Journals weiter gefördert werden sollen. Die Titelliste1 der Kolleg:innen des FZ Jülich, der Charité, der TU Berlin und der TU Braunschweig bietet dafür eine zuverlässige Grundlage.

[1] Barbers, Irene; Delasalle, Jenny; Elsner, Carsten; Voigt, Michaela; Stanzel, Franziska; Maly, Katja; Schmiedicke, Heidi; Lindstrot, Barbara, 2022, „Open Access Monitor: Mirror Journals“, https://doi.org/10.26165/JUELICH-DATA/JRBK07, Jülich DATA, V1

[2] Voigt, Michaela. “Spieglein, Spieglein an der Wand… Mirror Journals gezielt erkennen” Blog Der DINI AGs FIS & EPUB, 2022. https://doi.org/10.57689/dini-blog.20220815

[3] https://doaj.org/apply/guide/

[4] https://www.ams.org/publications/journals/journalsframework/bproc

[5] https://www.ams.org/publications/journals/journalsframework/btran

[6] Harrison, Peter (2019). What are mirror journals, and can they offer a new world of open access? https://www.elsevier.com/connect/what-are-mirror-journals-and-can-they-offer-a-new-world-of-open-access

[7] https://www.journals.elsevier.com/journal-of-structural-biology-x

[8] Article 29.2 of the Model Grant Agreement: https://ec.europa.eu/research/participants/data/ref/h2020/grants_manual/amga/h2020-amga_en.pdf#page=245

[9] https://www.dfg.de/foerderung/faq/oa_publikationskosten_faq/index.html#anker103780748 (s. “Welche Verwendungszwecke sind definitiv nicht möglich?“)

[10] https://www.coalition-s.org/addendum-to-the-coalition-s-guidance-on-the-implementation-of-plan-s/principles-and-implementation/ (Part III 1.2)

[11] Matthews, Davis (2019). Warning on ‚Mirror Journals‘. https://www.insidehighered.com/news/2019/01/24/european-commission-envoy-warns-about-mirror-journals-way-around-open-access

Aktualisierung der ORCID-FAQs

ORCID (Open Researcher and Contributor Identifier) gilt als internationaler Standard für die eindeutige und persistente Identifikation von Personen, die an Forschungs- und Publikationsprozessen beteiligt sind. Weltweit wurden bereits über 14,7 Millionen iDs vergeben (Quelle, Stand 08.08.2022). Nicht nur viele Verlage verpflichten die Autor:innen inzwischen zur Angabe einer ORCID bei der Veröffentlichung von wissenschaftlichen Zeitschriftenartikeln oder Büchern. Auch der Wissenschaftsrat rät in den Empfehlungen zur Spezifikation des Kerndatensatz Forschung zur Verwendung der ORCID für die Zuordnung von Personen.

Die Implementierung von ORCID wird in Deutschland durch das von der DFG geförderte Projekt ORCID DE unterstützt.

Innerhalb dieses Projekts wurde ein ausführlicher Fragenkatalog ausgearbeitet, der hier zugänglich ist. Die Fragen reichen von den Funktionalitäten über rechtliche Aspekte und Datenschutz bis hin zur technischen Implementierung und sind damit eine sehr hilfreiche Quelle für alle, die sich im Rahmen des wissenschaftlichen Publizierens mit ORCID beschäftigen.

Predatory Publishing A-Z

Predatory Publishers – im Deutschen auch manchmal als Raubverlage bezeichnet – nutzen ein betrügerisches Geschäftsmodell: Sie bieten die Veröffentlichung wissenschaftlicher Artikel in ihren Zeitschriften, sogenannten Predatory Journals, gegen eine Gebühr an, ohne die übliche Qualitätskontrolle (u.a. durch Peer Review) sicherzustellen.

Eine genaue Definition solcher betrügerischen Verlage und Zeitschriften ist schwierig und es gibt keine eindeutige Checkliste, anhand der man betrügerische Absichten der Verlage nachweisen kann. Allerdings gibt es verschiedene Merkmale, die man zur Qualitätsbewertung einer Zeitschrift heranziehen kann.

Auf Twitter haben wir eine tolle Zusammenstellung solcher Merkmale von der Monash Health Library gefunden, die wir hier gerne weiterempfehlen möchten:

Ein Klick aufs Bild führt zur PDF-Datei der Monash Health Library.

Basierend darauf hat die Australische Agentur für Qualitätssicherung in der höheren Bildung ein zweites A-Z angefertigt. Die aufgeführten Elemente stimmen nur teilweise überein, sodass sich auch hier ein Blick in das Dokument lohnt.


Ergebnisse der Kennenlerngespräche

Nach dem im letzten Beitrag erwähnten Abschlussbericht des Vorprojekts folgt in dieser Woche direkt eine zweite Leseempfehlung:

Wie bereits am 18.05.2022 hier im Blog berichtet, hat die Landesinitiative openaccess.nrw Kennenlerngespräche mit den Mitarbeiter:innen aus dem Open-Access-Bereich der Hochschulbibliotheken in NRW geführt. Nachdem am 22.06.2022 das letzte Treffen stattgefunden hat, freuen wir uns, Ihnen nun eine Zusammenfassung der Gespräche zu präsentieren.

Ziele der Gespräche waren die Vorstellung der Landesinitiative, das Kennenlernen der Open-Access-Verantwortlichen an den Hochschulen sowie eine Erhebung des Status Quo der Open-Access-Services an den Hochschulen. Darüber hinaus wurden auch die Erwartungen an die Landesinitiative abgefragt.

Die Bedarfe von Seiten der Hochschulbibliotheken decken sich gut mit den Aufgaben der Landesinitiative, die in den drei Programmbereichen definiert wurden.

Wie geht es weiter?

Im Programmbereich 1 soll in einem nächsten Schritt zunächst die Kommunikationsstruktur der Landesinitiative in Zusammenarbeit mit Kolleg:innen aus dem Konsortium erarbeitet werden. Im Anschluss sind weitere Kennenlerngespräche mit anderen Akteur:innen aus dem Open-Access-Bereich geplant (z. B. Hochschulleitungen). Darüber hinaus werden die ersten Informations- und Austauschveranstaltungen geplant.

Im Programmbereich 2 wurde die Arbeit bereits begonnen: In einem Pilotprojekt zieht die OJS-Instanz der Universität Duisburg-Essen derzeit auf die vom hbz neu eingerichtete OJS-Landesplattform um. Weitere interessierte Einrichtungen sollen zeitnah folgen. Ein Auftakttreffen mit den an OJS interessierten Hochschulen findet im August statt.

Im Programmbereich 3 soll eine Reihe von Workshops organisiert werden, um Workflows und Standards gemeinsam zu erarbeiten und Best Practices für ein Publikationsmonitoring-System zu entwickeln.

Abschlussbericht des Vorprojekts openaccess.nrw veröffentlicht

Am 20.07.2022 wurde der Abschlussbericht des Vorprojekts openaccess.nrw veröffentlicht. Er kann hier abgerufen werden.

Das Vorprojekt wurde Ende 2020 erfolgreich abgeschlossen. Ziel war es, die Voraussetzungen, Bedarfe und Umsetzungsoptionen für eine NRW-weite Servicestruktur im Bereich Open Access zu erheben. Zu den betrachteten Services gehören zum einen (technische) Infrastrukturservices, zum anderen aber auch „weiche“ Dienstleistungen, wie Information und Beratung. Die Bereitstellung einer landesweiten Servicestruktur wurde dabei nicht nur in Hinblick auf eine Bedarfsorientierung, sondern auch auf Finanzierbarkeit und Effizienz evaluiert.

Eine ausführliche Präsentation der Projektergebnisse finden Sie im Bericht.

Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre!

Update zu DEAL

2021 wurden über 27.000 Publikationen im Rahmen der DEAL-Verträge in Zeitschriften von Wiley und Springer Nature veröffentlicht. Mehr als 95 % der Autor:innen nutzten dafür die Open-Access-Option, was zu einem Anstieg des OA-Anteils bei den deutschen Publikationen geführt hat1. Da der Vertrag mit Wiley zum 31.12.2022 endet und die reguläre dreijährige Laufzeit des Vertrags mit Springer Nature ebenfalls zum Jahresende abschließt, verhandelt die DEAL-Gruppe nun wieder mit den Verlagen. Einen Einblick in die Verhandlungen gab es kürzlich auf verschiedenen Wegen1,2, was wir zum Anlass nehmen möchten, die derzeitigen Pläne zur Weiterführung der Verträge im Folgenden zusammenzufassen.

Wiley

Der Vertrag mit Wiley war ursprünglich auf 3 Jahre angelegt, mit der Option ein weiteres, viertes Jahr unter gleichbleibenden Vertragsbedingungen anzuhängen. In diesem „Optionsjahr 4“ befinden wir uns derzeit, weshalb die DEAL-Gruppe gerade mit Wiley über eine Fortführung des Vertrags verhandelt. Der präsentierte Plan sieht vor, den Vertrag um ein weiteres Jahr zu verlängern. Dafür soll jedoch das bisherige Bezahlungsmodell angepasst werden.

Zuletzt zahlten die teilnehmenden Einrichtungen 112,5 % ihrer Subskriptionskosten aus dem Jahr 2017 vor Abschluss des Vertrags. Dazu kamen nach der publikationsanzahlbasierten Abrechnung (PABA) optionale Ausgleichszahlungen. Das neue Bezahlungsmodell sieht ein Prepayment von 105 % der zuletzt gezahlten Subskriptionskosten 2017 vor und würde damit zunächst den Subskriptionsanteil für alle teilnehmenden Einrichtungen für das Jahr 2023 reduzieren. Im folgenden Jahr sollen die teilnehmenden Einrichtungen dann die PABA erhalten. In einem verpflichtenden Postpayment werden dann 35 % der Differenz zwischen Prepayment und PABA fällig. Eine Rückzahlung an Einrichtungen, in denen wenig publiziert wird, soll es nicht geben. Für Einrichtungen mit hohen Publikationszahlen sollen die Beträge hingegen durch die neue Regelung gedeckelt werden, da nicht die gesamte Differenz, sondern nur 35% davon gezahlt werden müssen. Die Gebühren für Artikel, die unmittelbar im gold open access erscheinen (article processing charges – APC) bleiben unverändert. Derzeit werden zwischen 650$ und 5300$ pro Artikel fällig (Stand: 11.07.2022). Einrichtungen, die im 5. Jahr des Wiley-Vertrags weiterhin teilnehmen möchten, müssen die bislang noch nicht veröffentlichten Teilnahmeverträge neu unterzeichnen.

Springer Nature

Mit Springer Nature befinden wir uns derzeit im dritten Jahr der regulär dreijährigen Laufzeit. Auch hier ist – parallel zu Wiley – laut Vertrag ein 4. Optionsjahr möglich. Die DEAL-Gruppe verhandelt mit Springer Nature derzeit den Übergang. Für das angestrebte 4. Jahr müssen die Teilnahmeverträge nicht angepasst werden.

Elsevier

Aufgrund einer ausbleibenden Einigung waren die Verhandlungen mit Elsevier seit Juli 2018 ausgesetzt. Hier trifft die DEAL-Gruppe Vorbereitungen, um die Gespräche wieder aufzunehmen. Ein Vertragsabschluss für 2023 wird angestrebt.


Bei den beiden Informationsveranstaltungen gab es auch kritische Nachfragen zur Fortführung der DEAL-Verträge. So wurde unter anderem das fehlende Journal Flipping angesprochen, das darauf fokussiert, die Zeitschriften als Gold-OA-Zeitschriften weiterzuführen. Obwohl der Gesamtanteil an Open-Access-Publikationen in Deutschland seit dem Beginn von DEAL gestiegen ist, lässt sich dies zu einem guten Teil auf hybriden Open Access, also die Veröffentlichung von Open-Access-Artikeln in Subskriptionszeitschriften, zurückführen3. Da ein solches System aber das sog. Double dipping unterstützt – die doppelte Bezahlung einer Zeitschrift durch Subskriptionsgebühr zum einen und APC für einzelne Open-Access-Artikel zum anderen – sollen Zeitschriften im Rahmen von DEAL auf ein reines Open-Access-Modell umgestellt werden. Bei Wiley ist der Anteil an Open-Access-Zeitschriften im Zeitraum von 2018 bis 2021 kontinuierlich von 7,9 % auf 16,1 % gestiegen. In den kommenden Monaten sollen weitere 33 Wiley-Zeitschriften in ein Open-Access-Modell überführt werden4. Bei Springer Nature hingegen ist eine leicht gegenläufige Tendenz zu erkennen: der Anteil von Open-Access-Zeitschriften sank hier von 20,3 % im Jahr 2018 zu 19,6 % im Jahr 20213. Um der Transformation tatsächlich gerecht zu werden, sollte das Journal Flipping ein zentraler Bestandteil zukünftiger Verträge sein.

Darüber hinaus wurde im Rahmen der Veranstaltungen bemängelt, dass es sich bei der von der DEAL-Gruppe als „Deckelung“ bezeichneten Kostenbeschränkung im Rahmen des Postpayments im Wiley-Vertrag auf 35 % der Differenz zwischen Prepayment und PABA um keine wirkliche Optimierung des Modells handelt, da die erwünschte Kostenkontrolle damit weiterhin nicht gegeben ist. Hier wünschen sich die teilnehmenden Einrichtungen mehr Klarheit. Insbesondere in Anbetracht eines möglichen Vertragsabschlusses mit Elsevier sei eine Übersicht über die aufzuwendenden Kosten unabdingbar.

Schließlich wurde noch die Preisgestaltung der APC in Frage gestellt. Im Kreis der Teilnehmenden werden die derzeitigen Preise vor dem Hintergrund der Leistungen der Verlage als zu hoch empfunden (s. dazu auch eine Berechnung der Publikationskosten für wissenschaftliche Artikel, die diese Einschätzung bestätigt5). Auf die Nachfrage, ob hier künftig Reduzierungen zu erwarten sind, konnte die DEAL-Gruppe vor dem Hintergrund noch laufender Verhandlungen noch keine Antwort geben.

Die hier zusammengefassten Pläne präsentieren lediglich den zwischenzeitlichen Verhandlungsstand. Endgültige Entscheidungen zu den Konditionen für die Weiterführung bzw. Neuaufsetzung der Verträge bleiben vorerst noch abzuwarten.

[1] Veranstaltung „DEAL Update“ auf dem Bibliothekskongress am 31.05.2022

[2] Online-Veranstaltung „DEAL Praxis-Workshop: DEAL an Hochschulen für angewandte Wissenschaften“ am 27.06.2022

[3] Mittermaier, B. (2021). Transformationsverträge – Stairway to Heaven oder Highway to Hell? 027.7 Zeitschrift für bibliothekskultur 8(2). https://doi.org/10.21428/1bfadeb6.d80f0652

[4] https://onlinelibrary.wiley.com/library-info/faq/2023journalflips

[5] Grossmann, A. & Brembs, B. (2021). Current market rates for scholarly publishing services [version 2; peer review: 2 approved]. F1000Research 2021, 10:20. https://doi.org/10.12688/f1000research.27468.2

B!SON: Wie finde ich eine geeignete Open-Access-Zeitschrift für meine
Publikation?

Immer mehr Forschende in Deutschland veröffentlichen ihre Artikel in Open-Access-Zeitschriften1. Doch nicht nur die Zahl der Open-Access-Artikel, sondern auch die Zahl der Open-Access-Zeitschriften steigt kontinuierlich. So werden zum Beispiel im DOAJ jährlich ca. 2000 neue Zeitschriften hinzugefügt. Diese Entwicklung macht es Forschenden nicht einfach, einen Überblick über die Landschaft der Open-Access-Zeitschriften zu behalten und eine geeignete Zeitschrift für die eigenen Publikationen auszuwählen.

Hier kommt das Tool B!SON ins Spiel, das von der TIB und der SLUB Dresden betrieben wird und derzeit in der Beta-Version zur Nutzung bereitsteht.


Wie funktioniert B!SON?

Zunächst müssen Titel, Abstract und die Referenzen des Artikels, der veröffentlicht werden soll, eingegeben werden. Vorsicht: Die Referenzenliste muss die doi der zitierten Artikel enthalten.

Basierend auf Übereinstimmungen im Text von Titel und Abstract sowie der bibliometrischen Ähnlichkeit der Referenzen empfiehlt B!SON Open-Access-Zeitschriften. B!SON berücksichtigt nur qualitätsgesicherte Open-Access-Zeitschriften, die im DOAJ verzeichnet sind, und verzichtet auf eine Erfassung der Nutzerdaten.

Die Ergebnisse erhalten einen Score, der die Übereinstimmung der eingegebenen Daten mit den empfohlenen Zeitschriften abbildet. Die empfohlenen Zeitschriften können mit verschiedenen Filteroptionen weiter eingegrenzt werden. Hier können Keywords, Fächer oder eine Sprache ausgewählt werden. Darüber hinaus kann man die durchschnittliche Veröffentlichungszeit sowie die maximalen Publikationskosten eingrenzen. Die Liste der empfohlenen Zeitschriften ist zunächst nach dem Score geordnet, kann aber auch nach anderen Kriterien sortiert werden. Darüber hinaus ist auch ein Download der Ergebnisse als csv-Datei möglich. 

Ein Klick auf eine vorgeschlagene Zeitschrift führt auf eine Übersichtsseite mit den wichtigsten Informationen über diese Zeitschrift.

Wir haben das Werkzeug für verschiedene Artikel aus dem Fachgebiet der Biologie getestet und können berichten, dass B!SON bei unseren Tests zuverlässige und sinnvolle Ergebnisse geliefert hat.

Da das Programm derzeit noch in der Beta-Version läuft, kann es jederzeit zu Änderungen kommen. Die Kolleginnen und Kollegen freuen sich über Feedback zu B!SON und bieten in den kommenden Wochen Webinare an, bei denen Sie das Tool kennenlernen können.

[1] Mittermaier, B. (2021). Transformationsverträge – Stairway to Heaven oder Highway to Hell? 027.7 Zeitschrift für Bibliothekskultur 8(2). https://doi.org/10.21428/1bfadeb6.d80f0652

Welche Unterstützung bietet die
Landesinitiative beim Open-Access-Monitoring?

Der von der Universitätsbibliothek Bielefeld verantwortete Programmbereich „Monitoring“ innerhalb der „Landesinitiative openaccess.nrw“ umfasst folgende Punkte:

  • Aufbau eines Monitorings von Open-Access-Publikationen und den damit verbundenen Kosten für die NRW-Hochschulen
  • Vorlage von Datenanalysen zur Abschätzung des Finanzierungsbedarfs für die Open-Access-Transformation, Herstellung von Kostentransparenz und Kontrolle der Publikationskosten
  • Nutzung und Weiterentwicklung von vorhandenen Systemen und Berichtsroutinen zur Verwaltung und zum Reporting von kostenpflichtigen Open-Access-Publikationen (z. B. Alma, LAS:eR, openAPC)

Seit der Formulierung des Antrags Anfang 2021 hat das Thema zunehmend an Dringlichkeit und Relevanz gewonnen. Im Rahmen des 2021 gestarteten DFG-Förderprogramms „Open-Access-Publikationskosten“ müssen die geförderten Einrichtungen auch solche Publikationskosten, die in der Regel nicht zentral finanziert werden, wie zum Beispiel color charges oder submission fees, erfassen. In seinen Anfang 2022 vorgelegten Empfehlungen zur „Transformation des wissenschaftlichen Publizierens zu Open Access“ fordert der Wissenschaftsrat die Einrichtung von Informationsbudgets. Und schließlich erzeugt die Teilnahme an Open-Access-Transformationsverträgen wie DEAL einen erheblichen Verwaltungsaufwand in der gesamten Hochschule – von den Bibliotheken bis hin zu den Hochschulleitungen.

Die Etablierung eines solchen Monitoring-Systems kann nicht nur top-down erfolgen, sondern erfordert auch die aktive Mitarbeit der Hochschulen in NRW. Neben der Vorlage von zentralen Datenanalysen sollen im Projekt daher auch eine Reihe von Workshops stattfinden, um entsprechende Workflows und Standards gemeinsam zu erarbeiten und Best-Practice-Beispiele auszutauschen.       

Lesetipp: Der Open Access Atlas Deutschland

Unsere Kolleginnen aus dem Open-Access-Büro Berlin und dem Projekt open-access.network haben kürzlich die erste Version einer Broschüre zum Open Access Atlas Deutschland veröffentlicht, in dem die Rahmenbedingungen und Open-Access-Aktivitäten in den deutschen Bundesländern präsentiert werden. Bei der Lektüre wird deutlich, dass der Status Quo in den deutschen Bundesländern sich stark unterscheidet: manche Länder haben bereits eine dezidierte Open-Access-Strategie ausgearbeitet (z. B. Berlin, Brandenburg, Schleswig-Holstein), andere benennen Open Access als Handlungsfeld innerhalb ihrer Digital- bzw. Digitalisierungsstrategien (z. B. Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz). Darüber hinaus wird Open Access in den verschiedenen Bundesländern durch unterschiedliche Maßnahmen unterstützt, z. B. landesweite Publikationsfonds oder Förderlinien (z. B. Bandenburg, Niedersachsen, Saarland, Thüringen) sowie Vernetzungsstellen (z. B. Brandenburg, Berlin, Schleswig-Holstein).

Für das Land Nordrhein-Westfalen wird die von der DH.NRW gegründete AG Openness vorgestellt, die derzeit eine Landesstrategie zur Förderung von Open Access ausarbeitet. Weitere genannte Aktivitäten sind die Landesinitiative openaccess.nrw und die Initiative Digital Peer Publishing (DiPP) des hbz, deren Inhalte im Rahmen der Landesinitiative auf eine OJS-Plattform überführt werden, sowie das Projekt NOAH.nrw (Nachweis von Open-Access-Inhalten an Hochschulen in NRW).

Bei der Broschüre handelt es sich um ein „living document“, in dem die enthaltenen Texte permanent angepasst und aktualisiert werden können.