Am 14. Februar 2022 feierte die Budapest Open Access Initiative (BOAI) ihren 20. Jahrestag. Anlässlich dieses Jubiläums veröffentlichte der Lenkungsausschuss der BOAI neue Empfehlungen[1], die auf den ursprünglichen Grundsätzen der Initiative[2], sowie den Empfehlungen zum 10-jährigen Jubiläum aus dem Jahr 2012[3] basieren.
Seit der Veröffentlichung des ursprünglichen Statements 2002 ist der Anteil an Open-Access-Publikationen weltweit gestiegen, zahlreiche neue Open-Access-Zeitschriften wurden gegründet und viele Wissenschaftseinrichtungen und Forschungsförderer haben Open-Access-Policies eingeführt. Allerdings haben sich in den letzten 20 Jahren auch systemische Probleme des Open Access weiter verfestigt: die Abhängigkeit von proprietären Infrastrukturen, die kommerzielle Kontrolle des Zugangs zu Forschungsergebnissen und der Indikatoren für die Bewertung von Forschung sind nur einige der Punkte, die hier von der BOAI angeführt werden. Wo zuvor Leser:innen aus finanziellen Gründen der Zugriff zu Closed-Access-Zeitschriften verwehrt wurde, sind es nun die Autor:innen, die wegen zu hoher Preise ihre Forschungsergebnisse nicht im Open Access publizieren können.
Basierend auf diesen Beobachtungen veröffentlicht die BOAI anlässlich ihres 20. Jahrestags die folgenden vier Empfehlungen (übersetzt aus dem Englischen):
- Hosting von Open-Access-Forschungsergebnissen in einer offenen Infrastruktur. Obwohl der Fokus der BOAI auf Zeitschriftenartikeln und Preprints liegt, schließt diese Empfehlung jegliche Arten von digitalem Forschungsoutput mit ein – Texte, Daten, Metadaten, Code oder andere digitale Formen. Um mögliche Zugriffseinschränkungen in der Zukunft zu vermeiden, sollte Publikationsinfrastruktur nicht in kommerziellen Händen liegen. Wo die offenen Infrastrukturen für den aktuellen Bedarf noch unzureichend sind, müssen sie entsprechend weiterentwickelt werden.
- Reformierung der Bewertung und Belohnung von Forschung. Die Praktiken, die derzeit vielerorts zur Bewertung von Forschung für Förderentscheidungen, Einstellungen, Beförderungen und Berufungen an Universitäten genutzt werden, motivieren Forschende nicht zum Open-Access-Publizieren. Es sollten in diesem Bereich mehr positive Anreize für Open Access geschaffen werden.
- Förderung von inklusiven Publikations- und Vertriebskanälen, die keine Autor:innen aus wirtschaftlichen Gründen ausschließen. Die Vorteile von Green Open Access (Zweitveröffentlichung in Open-Access-Repositorien) und Diamond Open Access (Veröffentlichung in Zeitschriften ohne Publikationsgebühren), sollten stärker ausgeschöpft werden. Eine Abkehr von article processing charges (APCs) wird gefordert.
- Bei allen finanziellen Investitionen in Open Access sollten die Ziele der Open-Access-Bewegung im Blick behalten werden. Open Access darf kein Selbstzweck sein, sondern ein Mittel zu Förderung von Gerechtigkeit, Qualität, Nutzbarkeit und Nachhaltigkeit in der Forschung.Es sollten vorzugsweise solche Publikationsmodelle gefördert werden, von denen Forschende weltweit profitieren, die akademisch geführt und von gemeinnützigen Organisationen betrieben sind. Die Konzentration von Open-Access-Publikationen in kommerziell dominanten Zeitschriften soll ebenso wie Read-and-Publish-Agreements vermieden werden.
Eine ausführliche Erläuterung der vier Empfehlungen findet sich in auf der Website der BOAI[1] (auf Englisch).
[1] https://www.budapestopenaccessinitiative.org/boai20/