Preprints und Open Peer Review

Unter „Preprints“ versteht man gemeinhin die Vorveröffentlichung wissenschaftlicher Ergebnisse.  Es handelt sich dabei oft um das schon bei einer Zeitschrift eingereichte, unbegutachtete Manuskript. Dieses kann in Form eines elektronischen Dokuments vorliegen, welches per E-Mail an interessierte Leser:innen gesendet, oder auf einen Preprint-Server geladen wird, der der Öffentlichkeit frei zugänglich ist.

Dabei unterliegen die veröffentlichten Dokumente meist noch keinem externen Peer-Review und sind oft in einfachem Layout gehalten. Im Gegensatz zur Publikation in einer Zeitschrift, bei dem der redaktionelle Prozess akzeptierter Manuskripte im Schnitt 17 Wochen dauert (Huisman, J., & Smits, J. (2017). Scientometrics, 113, 633–650.), erfolgt die Publikation auf dem Preprint-Server sofort. Eine zeitnahe Veröffentlichung von wissenschaftlichen Ergebnissen ist in hart umkämpften Forschungsfeldern wünschenswert, um die Exklusivität sicherzustellen und der wissenschaftlichen „Konkurrenz“ auf den entsprechenden Themengebieten zuvorzukommen.

Oftmals befördert eine Vorveröffentlichung auf diese Weise den wissenschaftlichen Diskurs enorm, so dass Fehler ausgeräumt oder fundiertere Argumentationsketten gefunden werden können. Zu Beginn der Corona-Pandemie hat die Veröffentlichung von Preprints bspw. dazu beigetragen, den internationalen Austausch von Wissenschaftler:innen zu erhöhen und Missinterpretationen von Daten aufzudecken. Damit dient der Austausch einem Open Peer Review. Dies kann den Wert der später beim Verlag veröffentlichten Arbeit deutlich steigern. Zudem kann bei gleichzeitiger Offenlegung von Messdaten eine breite Leserschaft von der Korrektheit der Daten und deren Erhebung überzeugen und somit ein entscheidender Beitrag zu wissenschaftlicher Integrität geleistet werden.

Ein weiterer Vorteil von Preprint-Publikationen ist die Verfügbarkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse in Niedriglohnländern, in denen die „Paywall“ oft ein schwer zu überbrückendes Hindernis darstellt.

Die Einstellung zum Thema Preprint ist bei den Fachbereichen wie den Zeitschriften sehr unterschiedlich. Im Bereich der Hochenergiephysik wird z.B. ein überwältigender Großteil der Publikationen im Vorfeld, bzw. in der akzeptierten Manuskriptversion auf den Preprint-Server arXiv geladen (Gentil-Beccot, A., Mele, S., & Brooks, T. (2009)). Im Gegensatz dazu werden in anderen Fachbereichen Publikationen von Zeitschriften nicht mehr akzeptiert, wenn diese bereits im Preprint frei verfügbar sind. Ob das für eine Zeitschrift der Fall ist, kann über die Datenbank Sherpa Romeo[1] überprüft werden.

Trotz der unbestreitbaren Vorteile von Veröffentlichungen in Preprint-Medien besteht jedoch die Gefahr, dass vorläufige Ergebnisse von anderen Medien aufgegriffen und unkommentiert weitergegeben werden. Aus diesem Grund geben viele Preprint-Server Warnhinweise bezüglich der noch nicht fachlich validierten Resultate.


[1]  Mehr zu Sherpa Romeo erfahren Sie auf unserem Wiki: https://wiki.openaccess.nrw/wiki/Sherpa_Romeo.

Die Sessions der OASPA-Conference 2023 sind online

Die Conference on Open Access Scholarly Publishing bietet jährlich ein Forum für interessante Beiträge und den internationalen Austausch über neue Entwicklungen und Innovationen zum Thema „scholarly publishing“. Dazu gehören beispielsweise Beiträge zur Nachhaltigkeit des Diamond-OA-Publizierens sowie Herausforderungen der Anwendung von KI im Kontext des akademischen Publizierens.

Die Vortrags-, Diskussions- und Postersessions der diesjährigen Onlinekonferenz können über den YouTube-Kanal der OASPA abgerufen werden.

Der Programmbereich 1 stellt sich neu auf

Nach langer technisch und personell bedingter Pause meldet sich das Team der Landesinitiative openaccess.nrw in neuer Besetzung zurück.

In den letzten Wochen und Monaten war es eher ruhig um die Landesinitiative oa.nrw. Umso mehr hat sich im Hintergrund getan, auch abseits der IT-Wiederherstellung nach der Cyber-Attacke an der Universität Duisburg-Essen (UDE), und wir freuen uns, Ihnen diese Veränderungen aus der Universitätsbibliothek mitzuteilen:

Isabelle Aydin, Dr. Miriam Kötter und Katrin Falkenstein-Feldhoff haben im Laufe der letzten Monate die Arbeit im Programmbereich 1 beendet. Die erarbeiteten Materialien sind alle im wieder zugänglichen Wiki einsehbar.

In Nachfolge von Katrin Falkenstein-Feldhoff hat Dorothee Graf die Gesamtleitung der Landesinitiative übernommen. Zum August wurde das Team für den Programmbereich 1 mit zwei wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen, einer Volljuristin und einer Projektassistenz an der UDE neu aufgestellt.

Dorothee Graf arbeitet seit 2001 an der UB der Universität Duisburg-Essen und ist seit 2017 über die BMBF-Projekte OGeSoMo und AuROA mit Open Access, vorrangig in den Geisteswissenschaften und für Buchpublikationen, befasst.

Dr. Sebastian Benz ist promovierter Chemiker und seit August 2023 an der Universitätsbibliothek Duisburg-Essen in der Landesinitiative openaccess.nrw tätig. Zuvor hat er an der RWTH Aachen als wissenschaftlicher Mitarbeiter und als Laborleiter eines Analytiklabors bei der Grünenthal GmbH gearbeitet und ist an einer Reihe von Publikationen in der anorganischen Festkörperchemie beteiligt. Herr Dr. Sebastian Benz wird in Zukunft den Mitarbeitenden und Forschenden der Hochschulen in NRW als Ansprechpartner zur Verfügung stehen und im Rahmen der Landesinitiative die Koordination des Netzwerkes von Open-Access-Personal an den Hochschulen unterstützen.

Lina Liedlbauer ist frisch promoviert im Fach Politikwissenschaft. Sie hat bis vor kurzem in einem DFG-geförderten Projekt im Bereich der Friedens- und Konfliktforschung gearbeitet, in dessen Rahmen ihre Doktorarbeit mit einem Fokus auf Nichtregierungsorganisationen (NGOs) in der Politisierung europäischer Sicherheit entstanden ist. Sie hat bereits durch die eigene Veröffentlichung wissenschaftlicher Zeitschriftenartikel realisiert, wie wichtig der digitale, freie Zugang für die eigene Forschung ist. Fragen, die man sich als junge Wissenschaftler:innen zum Thema OA stellt, sind ihr daher gut bekannt.

Doreen Rocholl hat ihre juristische Ausbildung in Bremen, Istanbul und Chicago absolviert. Im Anschluss an ihre Tätigkeit als Rechtsanwältin war sie zuletzt in einer Bremer Landesbehörde mit gleichstellungsrechtlichen Fragen befasst. Seit September 2023 ist Frau Rocholl im Team der Landesinitiative openaccess.nrw für Bibliotheken, Zeitschriften- und Monografienherausgeber:innen der DH.NRW erreichbar für rechtliche Fragen, insbesondere hinsichtlich urheber- und verwertungsrechtlicher Themen bei der Veröffentlichung.

Angela Witthaus-Bertram ist seit August 2023 Projektassistentin bei der Landesinitiative openaccess.nrw. In den letzten 11 Jahren hat Frau Witthaus-Bertram als Teamassistenz im Projektmanagement der Marketingabteilung einer Unternehmensberatung gearbeitet. Nun ist sie zurück an der UDE, wo sie den 2-Fach Bachelor of Arts in den Fächern Germanistik und Spanisch erworben hat.

Neues aus der Welt der OA-Publikationen: Der AuROA-Vertragsgenerator steht in den Startlöchern!

Wie kam es dazu?

Am 22.11.2022 hat das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt AuROA im Rahmen eines angeregten Austausches und Get-together im Bibliothekssaal der Universität Duisburg-Essen seinen Abschluss gefunden.

 AuROA steht dabei für Autor:innen und Rechtssicherheit für Open Access und hatte sich mit der Qualitätssicherung, Herstellung von Rechtssicherheit und Transparenz im Rahmen von OA-Publikationen ambitionierte Ziele gesetzt. In der Sache wurden Mechanismen zur Erarbeitung und Standardisierung von Kooperationen zwischen Autor:innen und Publikationsdienstleister:innen entwickelt. Dabei ging es nicht zuletzt auch darum, Vorbehalte gegenüber Publikationen im Open Access abzubauen und Transparenz über den gesamten Publikationsprozess herzustellen, um somit zu einer fairen und gleichberechtigen Wissenschaftspraxis beizutragen.

Dies ist den AuROA-Akteur:innen mit der Implementierung eines Vertragsgenerators für Publikationsverträge gelungen, der mit Hilfe der Kanzlei iRights entwickelt wurde und einen detaillierten Leistungskatalog enthält. Dieses Herzstück des Projektes adressiert neben Autor:innen auch Verlage, Bibliotheken und andere Open Access-Fördernde und soll in Zukunft dafür sorgen, dass Vertragsbedingungen nicht einseitig von einer Partei auferlegt werden, sondern durch Vertragsverhandlungen auf Augenhöhe ein für beide Seiten angemessener Vertragstext entsteht.

Wie muss man sich den Vertragsgenerator in der Anwendung vorstellen?

Der Vertragsgenerator basiert auf der Open Source Software Open Decision und wird in den nächsten Wochen unter einer freien Lizenz zur Verfügung gestellt.

Bei der Anwendung des Tools wird man durch einen Fragenkatalog geleitet, der folgende Aspekte in den Blick nimmt:

1. Angabe der OA-Publikation mit Titel und Autor:innen
2. Auswahl einer CC-Lizenz
3. Drittmaterialien (Verwendung fremder Werke)
4. Gebühren und individuelle Zahlungsvereinbarungen
5. Art der Veröffentlichung
6. Qualitätssicherung
7. Form der Einreichung
8. Individuelle Zusatzvereinbarungen

In einem letzten Schritt wird der Vertrag generiert und in ein Word-Dokument überführt, welches die zuvor gesetzten Häkchen in eine einfache Rechtssprache übersetzt. Und schon ist der maßgeschneiderte Vertrag fertiggestellt.

Wir im Team der Landesinitiative openaccess.nrw freuen uns, wenn dieses hilfreiche Tool in absehbarer Zeit an den Start geht!

Lesetipp: A guide to preprinting for early-career researchers

Als Preprint bezeichnet man die Veröffentlichung eines wissenschaftlichen Manuskripts vor der Begutachtung durch Fachkolleg:innen, in der Regel auf entsprechenden Preprint-Servern.

Obwohl Preprints zuletzt während der Covid-19-Pandemie besonders stark in den Fokus geraten sind[1], sind Preprint-Server kein neues Phänomen. 1991 wurde mit arXiv.org der erste Preprint-Server für Manuskripte aus dem Bereich der Physik gegründet[2]. Inzwischen existieren mehr als 50 Preprint-Server, die verschiedene Fachdisziplinen abdecken[3].

Preprints bringen zahlreiche Vorteile mit sich: Sie geben Forschenden die Möglichkeit, ihre Ergebnisse besonders schnell zu verbreiten, und können somit den wissenschaftlichen Fortschritt beschleunigen[1]. Darüber hinaus vergrößern sie die Reichweite und Sichtbarkeit von wissenschaftlichen Ergebnissen, da es keine Zugangsschranken zu Preprint-Servern gibt, und tragen damit zu einer offenen Wissenschaft bei[4]. Außerdem bieten Preprint-Server die Möglichkeit eines Journal-unabhängigen Peer-Reviews[5].

Auf der anderen Seite gibt es auch Vorbehalte gegenüber Preprints. So gibt es zum Beispiel Verlage, die eine Veröffentlichung von Manuskripten, die zuvor bereits auf Preprint-Servern geteilt wurden, nicht mehr akzeptieren[6].

Der Artikel „A guide to preprinting for early-career researchers“[7], den wir Ihnen als Lesetipp empfehlen möchten, richtet sich an Forschende, die am Beginn ihrer Karriere stehen. Sie befinden sich häufig in einer Situation, in der sie ihre Arbeit einerseits gerne auf Preprint-Servern veröffentlichen möchten, diese Entscheidung andererseits aber nicht alleine treffen können, da Abhängigkeitsverhältnisse bestehen. In dem Artikel wird daher genau darauf eingegangen, wie man das Thema Preprints an Co-Autor:innen und Betreuer:innen herantragen und mögliche Vorbehalte gegenüber Preprints adressieren kann. Außerdem enthält er eine Checkliste für die Veröffentlichung des eigenen Manuskripts als Preprint.

Obwohl der Artikel spezifisch an Forschende am Beginn ihrer Karriere gerichtet ist, können auch andere Leser:innen bei der Lektüre viel über das Thema Preprints lernen.

[1] Fraser, N., Brierley, L., Dey, G., Polka, J.K. et al. (2021). The evolving role of preprints in the dissemination of COVID-19 research and their impact on the science communication landscape. PLoS Biol 19(4): e3000959. https://doi.org/10.1371/journal.pbio.3000959

[2] https://arxiv.org/about

[3] s. https://asapbio.org/preprint-servers 

[4] Fraser, N., Momeni. F., Mayr. P., Peters, I. (2020). The relationship between bioRxiv preprints, citations and altmetrics. Quantitative Science Studies 1(2): 618-638. https://doi.org/10.1162/qss_a_00043 

[5] Berg, J.M., Bhalla, N., Bourne, P.E., Chalfie, M. et al. (2016). Preprints for the life sciences. American Association for the Advancement of Science 352(6288); 899-901. https://doi.org/10.1126/science.aaf9133 

[6] s. dazu Angaben bei https://v2.sherpa.ac.uk/romeo/ oder https://asapbio.org/transpose-preprints 

[7] Ettinger, C.L., Sadanandappa, M.L., Görgülü, K., Coghland, K. et al. (2022). A guide to preprinting for early-career researchers. Biology Open 11(7): bio059310. https://doi.org/10.1242/bio.059310 

Neues aus dem Programmbereich 2

Seit dem 01.11.2022 übernimmt Dr. Renate Voget die Koordination des Infrastrukturangebotes für die Landesinitiative.

Dr. Renate Voget ist promovierte Kunsthistorikerin und seit November 2022 am Hochschulbibliothekszentrum im Bereich Open Access tätig. Zuvor hat sie im TASCHEN Verlag die internationalen Editionen betreut sowie an der Schirn Kunsthalle Frankfurt die Publikationsabteilung geleitet. Daneben war sie als wissenschaftliche Redakteurin an einer Vielzahl kunsthistorischer Publikationen beteiligt.

Seit Anfang 2022 unterstützt sie an der Kunsthochschule für Medien Köln Studierende bei der Umsetzung ihrer künstlerischen Projekte in Teilzeit, so dass sie parallel im Rahmen der Landesinitiative an infrastrukturellen Angeboten zu Open Access-Publikationsprozessen arbeiten und den technischen Support der Partnerhochschulen organisieren kann.

Bei der Befragung im Rahmen des Vorprojekts wünschte sich die Mehrheit der Befragten die landesweite Einrichtung einer Publikationsplattform für OA-Zeitschriften (60%) und die Hälfte die Einrichtung einer Publikationsplattform für Monografien (50%). Von besonderer Bedeutung dabei sind Fragen zu Softwarebetrieb, zentralem Hosting sowie zur Anbindung komplementärer zentraler Dienste wie LZV und DOI-Konsortium. Ferner wurden Services zur Einbindung von Schnittstellen, Metadatenstandards und weiteren Diensten in lokale Open Access-Angebote gewünscht. Frau Dr. Voget wird zukünftig den Mitarbeitenden der Hochschulbibliotheken für Anfragen zu diesem Bereich als Ansprechpartnerin zur Verfügung stehen.

Wir freuen uns sehr, dass der Programmbereich 2 Infrastruktur der Landesinitiative damit um eine zentrale Position ergänzt wird.

Urheberrecht auf einen Blick

Viele Akteur:innen im universitären, wissenschaftlichen oder bibliothekarischen Bereich, sowie Beschäftigte in der Medien- oder Filmbranche kommen regelmäßig mit dem Urheberrecht in Kontakt. Auch durch die fortschreitende Digitalisierung unseres Alltags betreffen urheberrechtliche Fragestellungen und Nutzungen zunehmend Verbraucher- oder Arbeitnehmer:innen.

Dieses Rechtsgebiet betrifft demnach in erster Linie nicht nur Jurist:innen. Dennoch handelt es sich dabei um eine komplexe rechtliche Materie. Durch die Informationsplattform irights.info wurde die Landesinitiative auf einen Comic aufmerksam, welcher aus einer Kooperation einer Comic-Essayistin, Rechtsanwältin, Illustratorin, sowie eines Kulturkommunikators in Vereinigung ihrer Disziplinen hervorgegangen ist:  https://irights.info/artikel/comic-urheberrecht/31659,  https://docjsnyder.net/urheberrecht-oder-on-the-shoulders-of-giants/

Der Comic erklärt auf anschauliche und zugleich interessante Art und Weise die Grundlagen des deutschen Urheberrechtes. Die bunten Illustrationen sorgen dabei dafür, dass einem die mitunter „trockene“ Rechtsmaterie spielerisch nähergebracht wird.

Schneider, Filusch, Eitel, Konopka unter CC BY-NC-ND-4.0.

Vielleicht finden Sie dort die Antworten auf die urheberrechtlichen Fragen, die Sie schon immer beschäftigt haben. Viel Spaß beim Lesen wünscht die Landesinitiative!

„Urheberrecht – oder: On the Shoulders of Giants“, ein Comic-Essay von Julia Schneider, Karina Filusch, Eric Eitel und Nele Konopka, erschienen im Herbst 2022 unter der Lizenz CC BY-NC-ND-4.0.

Neuigkeiten von den Kolleg:innen aus der Landesinitiative Langzeitverfügbarkeit – LZV.nrw

Die Website der Landesinitiative Langzeitverfügbarkeit – LZV.nrw – ist online!

Hier finden Sie umfangreiche Informationen zur digitalen Langzeitverfügbarkeit sowie zu den Angeboten und Zielen von LZV.nrw.
Die Landesinitiative Langzeitverfügbarkeit arbeitet seit ihrem Start im September 2021 an einem umfangreichen LZV-Angebot für die NRW-Hochschulen und ihre Bibliotheken. Dieses Angebot stellt sie Ihnen auf ihrer Website vor – von einer Einführung in das Thema digitale Langzeitverfügbarkeit bis hin zu den am Bedarf der Hochschulen und Hochschulbibliotheken NRWs ausgerichteten LZV-Services der Landesinitiative LZV.nrw. Daran anknüpfend sind umfangreiche Informationen zur Umsetzung der digitalen Langzeitverfügbarkeit zusammengestellt. Neben der Vermittlung von LZV-Wissen und dem Support in Fragen der praktischen Anwendung möchte die Landesinitiative Langzeitverfügbarkeit aktiv die LZV-Anliegen der NRW-Hochschullandschaft aufnehmen und deren Realisierung vorantreiben. Ein wichtiger Aspekt für die Zukunft ist die Vernetzung der mit LZV.nrw kooperierenden Hochschulen sowie die Schaffung einer gemeinsamen Wissensplattform zum Thema LZV. 


Die Landesinitiative Langzeitverfügbarkeit steht Ihnen als zentraler Ansprechpartner zur Verfügung. Alle Informationen und den Kontakt zum LZV-Service-Team finden Sie unter:

www.lzv.nrw

oa.finder: Ein Online-Recherchetool für Zeitschriften zum Open-Access-Publizieren

DEAL, Plan S und Open Science – all das stellt Wissenschaftler*innen vor neue Herausforderungen, bietet aber auch Möglichkeiten bei der Suche nach einem geeigneten Publikationsort für ihre Forschungsergebnisse. Das neue Online-Recherchetool oa.finder auf dem Portal open-access.network hilft ihnen jetzt dabei. Die Universitätsbibliothek Bielefeld hat den Dienst im Rahmen des Projekts „open-access.network“ entwickelt. Nach einer intensiven Test- und Feedbackphase zur Betaversion, geht der oa.finder pünktlich zu der internationalen Open-Access-Woche (24. bis 30 Oktober) in den Produktivbetrieb. Bibliotheken sind eingeladen, den oa.finder auf ihren Webseiten zum Open-Access-Publizieren zu verlinken und in der Publikationsberatung zu nutzen.

Über den oa.finder:

In der einfachen Suchmaske des oa.finders können Wissenschaftler*innen den Publikationstyp ihrer geplanten Veröffentlichung, ihre Rolle im Publikationsprozess und die eigene wissenschaftliche Einrichtung angeben. Daraufhin liefert das Tool maßgeschneiderte Informationen zu Publikationsorten: Dazu gehören Angaben zu Open Access, der Fachdisziplin und dem Impact, die nach weiteren Kriterien gefiltert, sortiert und durchsucht werden können. Zusätzlich informiert der oa.finder über Open-Access-Publikationsgebühren (APCs) sowie Finanzierungsmöglichkeiten über Transformationsverträge und Publikationsfonds deutscher Wissenschaftseinrichtungen. Derzeit ist die Recherche nach Zeitschriften möglich. Künftig wird der oa.finder auch eine Recherchefunktion über Verlage anbieten, die Monographien, Sammelbände und Konferenzschriften im Open Access publizieren.

Der oa.finder greift bei der Suche nach Publikationsorten auf öffentlich zugängliche Datenquellen zu, die zusammengetragen, aufbereitet und miteinander verbunden werden. Zu nennen sind hierbei insbesondere die Elektronische Zeitschriftenbibliothek, der Dienst OpenAPC für Kostentransparenz im Open Access, das Verzeichnis über Open-Access-Zeitschriften DOAJ, mehrere auf der Zitationsdatenbank Scopus basierte Zeitschriften-Metriken, das Verzeichnis über Transformationsverträge ESAC, das Journal Checker Tool als Plan S Compliance Validator der cOAlition S sowie der ebenfalls im Rahmen des Projekts open-access.network entwickelte oa.atlas des Open-Access-Büro Berlin.

Über das Projekt:

Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt „open-access.network“ schafft ein neues Informations- und Vernetzungsangebot, das vorhandene Initiativen aktiviert und überregional vernetzt sowie den Austausch innerhalb der Wissenschaft zu Open Access nachhaltig verbessert. Es werden disziplinübergreifend, zentral und zuverlässig Informationen zum Thema Open Access zur Verfügung gestellt. Neu erstellte frei zugängliche Materialien, Fortbildungs- und Schulungsangebote qualifizieren Akteure sowie Multiplikator*innen in Wissenschaft und Bibliotheken weiter und vermitteln Kompetenzen zu praktischen, organisatorischen und rechtlichen Fragestellungen.

10 Jahre IFLA Open Access Statement – eine Aufforderung zum Handeln

Bibliotheken sind kritische Akteurinnen im Bereich des Open Access. Sie beobachten die Entwicklungen auf dem internationalen Publikationsmarkt, stellen Publikationsinfrastruktur bereit und informieren Autor:innen über Publikationsmöglichkeiten im Open Access.

Daher beschäftigt sich auch die IFLA (International Federation of Library Associations and Institutions), der Weltverband der bibliothekarischen Vereine und Institutionen, mit diesem Thema. 10 Jahre nach der Veröffentlichung des Open Access Statements 1 blickt die IFLA auf ihre bisherige Arbeit im Open-Access-Bereich zurück2.

Was hat die IFLA bisher getan, um Open Access zu unterstützen?

Internationale Lobbyarbeit:

  • beim Kontakt mit Organisationen, wie der UN oder der World Bank, hat die IFLA sich für Open Access eingesetzt und ihnen die Verabschiedung von Open-Access-Policies empfohlen3
  • UN Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs): Die IFLA setzte sich dafür ein, dass der freie Zugang zu Informationen unter Punkt 16.10 in die SDGs mit aufgenommen wird4
  • Open Access für eigene Publikationen: Die IFLA Conference Papers wurden in ein Open-Access-Modell überführt

Welche Handlungen will die IFLA künftig darüber hinaus noch aufnehmen?

  • Intellektuelle Freiheit und Freiheit der Meinungsäußerung: die IFLA möchte mehr Bewusstsein dafür schaffen, wie Open Access zum Erreichen dieser Ziele beitragen kann
  • Internationale Lobbyarbeit: die IFLA möchte sich dafür einsetzen, dass Autor:innen die Verwertungsrechte für ihre Arbeiten behalten und nachhaltige Open-Access-Geschäftsmodelle sowie Bibliodiversität im Open-Access-Markt gefördert werden
  • Partnerschaften: Neue Partnerschaften rund um das Thema Open Access sollen geschlossen werden, um gemeinsame Interessen in einer größeren Gruppe zu vertreten, z. B. zu Open Access in Verbindung mit anderen Themen wie Informationsdefiziten, Informationskompetenz oder den SDGs
  • Publikationsinfrastruktur: In Zusammenarbeit mit anderen Organisationen soll der Aufbau einer nachhaltigen Publikationsinfrastruktur gefördert werden
  • Open Access für eigene Publikationen: noch in diesem Jahr sollen alle IFLA Publikationen in den Open Access überführt werden

Mit der Erneuerung des Open-Access-Statements betont die IFLA die Bedeutung dieses Handlungsbereichs für Bibliotheken weltweit. Darüber hinaus wird Open Access in das größere Handlungsfeld von Open Science eingeordnet und als wichtiger Bestandteil des globalen Forschungs- und wissenschaftlichen Kommunikationssystems dargestellt. 

[1] IFLA (2011). IFLA Statement on Open Access – Clarifying IFLA’s position and strategy. https://repository.ifla.org/handle/123456789/2030

[2] IFLA (2022). 10 years of the IFLA open access statement: a call to action. https://repository.ifla.org/handle/123456789/2029 

[3] IFLA (2019). IFLA Statement on Open Access in Intergovernmental Organisations. https://repository.ifla.org/handle/123456789/1207 

[4] s. https://sdgs.un.org/goals/goal16